Beispielbild © unsplash.com
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Die Funkenburg Westgreußen – das Leben der Germanen erkunden

Das Freilichtmuseum Funkenburg, befindet sich auf einem Bergsporn am Nordrand des Thüringer Beckens. Die 2,5 ha große Fläche wurde für die Landwirtschaft genutzt. Beim Pflügen des Feldes fand man immer wieder Reste von Gegenständen wie z.B. Scherben, Knochen oder Metall, welche von ehrenamtlichen Bodendenkmalpflegern gesammelt, und vom Museum für Ur und Frühgeschichte Weimar untersucht wurden. Ab 1974 wurde die Fläche dann zur Ausgrabungsstätte und bis 1980 ausgegraben und erforscht. Im Verlauf der Forschungen wurden Siedlungs- und Bestattungsreste unterschiedlicher Epochen entdeckt. Die ältesten Siedlungsreste gehören in die Jungsteinzeit, ins 4. Jahrtausend v. Chr. Die meisten Funde stammen aber aus der Eisenzeit und vom Beginn der römischen Kaiserzeit.

Die 2.000 Jahre alte Siedlung

Die Siedlung gliederte sich in eine Haupt- und Vorburg, die mit Wällen und Gräben befestigt war. Dazu gehörten im Inneren der Siedlung zwei Toranlagen sowie ein rechteckiger Wehrturm. Es wurden ca. 500 Gruben gefunden, und ca. 40 Grubenhäuser, die teilweise eingetieft und mit Feuerstellen zur Nahrungszubereitung ausgestattet waren. So konnte man wohnen und auch Handwerk betreiben. Man hat gewebt, getöpfert, geschnitzt, und auch geschmiedet. Das belegen Funde wie z.B. Spinnwirtel, Webgewichte aus Ton, Fibeln (Gewandspangen) und Gefäße für den Alltag. Außerhalb der Gebäude gab es noch Lehmkuppelöfen, die durch einfache Dächer abgedeckt waren und zum Backen,- Rösten,-Dörren und Räuchern von Lebensmitteln dienten. Als Baustoffe für die Häuser wurden Materialien verwendet, die man in der Umgebung fand, wie z.B. Buchen, Fichten, Eichen oder Birkenholz sowie Stroh, Schilf und Weidenruten und Lehm der im Umfeld reichlich vorhanden war. Bei regelmäßiger Wartung konnten die Gebäude eine Lebensdauer von 100 Jahre erreichen. Zu den Gruben und Häusern gab es noch Vorratsmöglichkeiten in denen Getreide, Hackfrüchte oder Fleisch gelagert wurden. Der imposanteste der Speicher ist der Stelzenspeicher. Er sorgte für eine ausreichende Luftzirkulation und verhinderte, dass Feuchtigkeit aufsteigen konnte und hielt Nagetiere ab, die Vorräte zu zerstören die im Garten oder auf dem Feld angebaut worden. Man baute Getreide, Hülsenfrüchte oder Ölsaaten an. Beeren, Früchte, Pilze oder Wildkräuter wurden im Umfeld gesammelt und verarbeitet. Außerdem hat man mit Pflanzenteilen wie Wurzeln oder Blättern die Kleidung gefärbt. Schafe,- Rinder, -Schweine,- Ziegen,- Hühner dienten als Fleisch, -Ei,- Milch,- Leder,- Wolle und Fell Lieferanten. Zudem gab es noch Fisch, der in den umliegenden Flüssen und Seen gefangen wurde und nicht zu vergessen die Bienen, die Honig zum süßen für Speisen lieferten.
Rekonstruiert wurde die Siedlung von 1991-1999.

Durch jahrelange Ausgrabungen freigelegt

Als Nachteil erweist sich indes, dass seinerzeit ausschließlich natürliche Materialien wie Holz und Stroh zum Einsatz kamen – von denen heute nichts mehr steht. Bei den zwischen 1974 und 1980 hier vorgenommenen Ausgrabungen wurden somit keine originalen Gebäude entdeckt. Dafür stießen die Forscher auf einen tiefen Graben, der auf ein Alter von rund 2.000 Jahren blickt. In den Folgejahren wurde die germanische Siedlung nach besten Kräften und mit bestem Wissen rekonstruiert, wobei die vor zwei Jahrtausenden verwendeten Rohstoffe genutzt sowie die seinerzeit üblichen Vorgehensweisen beim Bau strikt eingehalten wurden.

Zur gesamten Siedlung gehören neben einer Vielzahl an Wällen, Gräben und Türmen heute 60 Hütten und Häuser, die sich in Wohn- und Nutzbauten unterteilen. Besucher erhalten dabei nicht nur einen Einblick in das damalige Leben, sondern ebenso in die oftmals mühselige Arbeit, die beim Anfertigen von Schmuck und Kleidung, beim Zerlegen der gejagten Tiere, beim Sammeln und Zubereiten von Pflanzen und Früchten sowie nicht zuletzt beim Bau jener Unterkünfte zu leisten war. Ganz zu schweigen vom oft eintönigen Alltag jener Mitmenschen, die stundenlang auf den Wachtürmen in das Thüringer Land schauen und Alarm schlagen mussten, wenn sich Fremde der Siedlung näherten.

Seltenen Funden auf der Spur

Innerhalb der Wehranlage wurde ein Gebäude zum Museum umgebaut. In ihm können die Gäste viel Interessantes über die zahlreichen Funde erfahren, die hier im Laufe der Jahre aus der Erde geholt wurden – kunstvoll verzierte Ton- und Keramikarbeiten, Werkzeuge und Waffen aus Metall sowie primitive Hilfsmittel für den Ackerbau. Unter den seinerzeit gebräuchlichen Rohstoffen befinden sich aber auch menschliche und tierische Knochen, die mit feinsten Mustern versehen und dann vermutlich für religiöse Zwecke verwendet wurden. Gebrauchsartikel wie Schmuck und Kleidung liegen zudem als Nachbildung vor.

Das Archäologische Freilichtmuseum Funkenburg versteht sich als interaktive Einrichtung. Vor allem Kinder und Jugendliche kommen hier in den Genuss, selbst einmal zum Entdecker zu werden: Sie dürfen sich auf einem für sie angelegten Ausgrabungsfeld betätigen. Ihnen und den Erwachsenen steht zudem die Teilnahme an einem der zahlreichen Kurse offen, die sich in der Wehrsiedlung rund um das Töpfern, das Färben von Kleidung, das Backen von Brot sowie um das Knüpfen von Fischernetzen drehen. Und wer über besonders starke Arme verfügt, der probiert sein Geschick im Bogenschießen – und somit in einer Disziplin, die das Überleben einer solchen Wehrsiedlung sichern konnte. Community: 0 Bewertungen
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