Das Kloster Zehdenick – den Unterricht dort abhalten, wo einst Nonnen lebten

Gerade der Geschichtsunterricht mag zuweilen ein wenig trocken sein. Doch wie soll es den Lehrern auch gelingen, den Schülern das Leben im Mittelalter zu erläutern? Umso mehr bietet es sich an, originale Schauplätze aufzusuchen. So wie das Kloster Zehdenick, das vor fast 800 Jahren erbaut wurde, das seither auf eine bewegte Historie blickt und das heute noch das Eintauchen in eine längst vergangene Zeit ermöglicht.

Als Ziel für Pilger gedacht

Wann genau das Kloster Zehdenick errichtet wurde, lässt sich aufgrund fehlender Urkunden heute nicht mehr zweifelsfrei belegen. Dennoch geht die Gründung vermutlich auf ein sogenanntes Blutwunder zurück – in der Erde rund um jenes Areal, auf dem sich heute die Ruine des einstigen Hauptgebäudes befindet, soll mit Blut getränkte Erde gefunden worden sein. Diese Entdeckung geht auf das Jahr 1249 zurück und es ist anzunehmen, dass der Bau des Klosters unmittelbar danach begonnen hat. Einerseits, um hier eine Pilgerstätte für Gläubige aus aller Welt zu errichten.

Diese kamen tatsächlich zu Tausenden in jedem Jahr herbei, um das vermeintlich heilige Blut zu betrachten, das mittlerweile aus dem Boden gehoben und in einem Gefäß ausgestellt wurde. Ein Relikt, das damals reiche Einnahmen gewährleistete und das somit schnell die Errichtung weiterer Gebäude sicherstellte. Andererseits erfolgte die Gründung des Klosters aus machtstrategischen Erwägungen, um auf diese Weise den Einflussbereich des sächsischen Adelsgeschlechtes der Askanier auch im Bereich der Mark Brandenburg auszuweiten – erbaut wurde die gesamte Anlage von den Brüdern Otto III. und Johann I., die beide dem Askanierorden angehörten.

Heimat für Damen und Nonnen

Das ab dem Jahr 1252 fertiggestellte Kloster wurde zunächst von 12 Nonnen bewohnt und weitete seinen Machtbereich bald aus: Mehrere Dörfer, Gewässer, Wälder und landwirtschaftliche Anbaugebiete gelangten in den Besitz des Ordens, der so stetig seinen Reichtum vermehrte. Eine Entwicklung, die bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts andauerte und die erst durch die sich ausbreitende Reformation langsam an ihr Ende gelangte. Denn im Frühling 1541 wurde das Kloster zu einem Frauenstift umgewandelt, in dem fortan 50 meist adelige Damen lebten. Und das sogar, ohne ein Glaubensbekenntnis abgeben zu müssen.

Allerdings gehörte Zehdenick zu den stark umkämpften Gebieten während des Dreißigjährigen Krieges, der in den 20er und 30er Jahren des 17. Jahrhunderts aus der einst prachtvollen Anlage leider eine Ruine werden ließ. Nur wenige Gebäude konnten erhalten oder anschließend wiederhergestellt werden. So etwa der Nordflügel mit seinen Gewölbesälen, die Klosterscheune sowie die beiden im Nord- und Westflügel befindlichen Kreuzgänge. Sie deuten nicht nur die Größe und den Reichtum des Klosters an, sondern weisen auch auf die mittelalterlichen Kunst- und Handwerkstätigkeiten, die hier noch immer bewundert werden können.

Unterschiedliche Nutzungszwecke standen dem Abriss im Wege

Oft wurde seit der Mitte des 17. Jahrhunderts erwogen, das gesamte Areal einzuebnen. Dennoch finanzierte vor allem die Kirche immer wieder die Restauration und die Nutzung der Anlage. So befanden sich hier ein Krankenhaus sowie Wohnungen für die Angestellten des Gotteshauses. Auch heute wird ein Teil der Gebäude bewohnt. Dennoch kann das frühere Kloster natürlich betreten werden – besonders sehenswert ist das in der Scheune befindliche Museum, in dem sich eine Kopie des Altartuches befindet, das um das Jahr 1300 herum von den Nonnen gestickt wurde.

Kinder und Jugendliche werden zur aktiven Teilnahme eingeladen. So können sie im Rahmen von interessanten Führungen viel Wissenswertes über Zehdenick und die zum Ordensstift gehörenden Ländereien erfahren. Anhand von Fragebögen ist es ihnen darüber hinaus möglich, sich bewusster mit der Geschichte des Klosters befassen, in das Leben seiner früheren Bewohner einzutauchen und somit mehr über eine Zeit lernen, die beinahe 800 Jahre hinter uns liegt. In den zur Verfügung gestellten Schulungs- und Seminarräumen ist sogar eine Vertiefung der Gruppenarbeiten am Originalschauplatz möglich – der Unterricht findet daher einmal außerhalb des Klassenzimmers statt. Community: 0 Bewertungen
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