Ein Besuch des Schlosses Neu-Augustusburg – wo klassische Musik auf abgetragene Schuhe trifft
Auf den Ruinen einer Burg errichtet
Als im Jahre 1660 die Bauarbeiten für das Schloss Neu-Augustusburg begannen, da wurde vornehmlich jenes Material verwendet, das von der ehemals an diesem Standort befindlichen Burg – einst von den Schweden bis auf die Grundmauern zerstört – noch immer vorhanden war. Denn über mehr Geld verfügte das Herzogtum Weißenfels nicht. Geplant wurde der Prachtbau zwar für Herzog Johann Adolf I., tatsächlich lebten aber nur wenige Adelige hier. Später befand sich in dem Gebäude ein Sitz der Armee, anschließend war darin ein Gefängnis untergebracht.Gäste wandeln dennoch durch wichtige Kapitel der Kunstgeschichte, wenn sie das Schloss besuchen. Denn die im Stil des Barock errichtete Residenz ist im Innenbereich durch unterschiedliche Stile geprägt worden. Besonders zu nennen ist dabei der Altarraum, für dessen Gestaltung eigens diverse Künstler nach Weißenfels kamen. Unterhalb des Altars befindet sich noch immer die Gruft der sächsischen Herzöge, die über mehrere Särge verfügt und die betreten werden darf – hier fallen vor allem der Prunk und die kostbaren Materialien auf, mit denen die Verstorbenen beigesetzt wurden.
Die Spuren klassischer Musik ergründen
Aber nicht nur aus dem Blickwinkel der Architektur und der Baukunst ist Schloss Neu-Augustusburg interessant. Vielmehr lernte der weltbekannte Musiker Georg Friedrich Händel hier sein Talent und seine Liebe zur Musik kennen. Und das schon in jungem Alter: Als Sohn des Leibarztes von Johann Adolf I. soll er ein wenig auf der Orgel im Altarraum gespielt haben – fortan ließ ihn die Leidenschaft für klassische Kompositionen nicht mehr los. Gefördert wurde er dabei durch das Herzogtum Weißenfels selbst, das im beginnenden 18. Jahrhundert erhebliche Summen für die Kunst ausgab.Nur so ist übrigens zu erklären, dass es auch einen anderen Musiker von Weltformat an das Schloss zog: Johann Sebastian Bach war hier für kurze Zeit tätig, da ihm als sächsischer Hofkapellmeister die Aufgabe zukam, die Orgeln in Kirchen, Altarräumen und Konzertsäle zu inspizieren. Zudem soll er bei seinen Aufenthalten in Neu-Augustusburg seine berühmte Jagdkantate komponiert haben. Er und Händel sind sich übrigens nie persönlich begegnet. Ein Umstand, den Bach bis zu seinem Lebensende bereut haben soll. Aus der Biografie beider Musiker ist Weißenfels dennoch nicht wegzudenken.
Die vielleicht größte Schuhsammlung der Welt
Bereits vor dem Mauerfall wurde im Schloss eine noch heute betriebene Dauerausstellung eingerichtet, die sich Schuhen aus aller Welt widmet. Das mag zunächst etwas sonderbar klingen. Da aber auch Politiker wie Helmut Kohl und George W. Bush, Sportler wie Boris Becker und Sven Hannawald oder Darsteller wie Nina Hagen und Manfred Krug die Sammlung um eigene Schuhe erweitert haben, ist das durchaus interessant. Lohnenswert ist dabei vor allem der Einblick in die Handwerkskünste fremder Kulturen, immerhin wurden die Exponate rund um den gesamten Erdball erworben.Dass die Ausstellung existiert, ist dem Umstand zu verdanken, dass sich eines der größten Schuhwerke der DDR ganz in der Nähe des Schlosses Neu-Augustusburg befand. Der Entschluss, einige Exemplare sowie die dafür gebräuchlichen Maschinen vorzustellen, war schnell gefasst. Mittlerweile werden aber mehr und Stücke integriert, die das Alltagsleben der Menschen im Sozialismus darstellen sollen – und die auch ihre Sorgen und Nöte erkennen lassen. Weißenfels bietet somit einen Spaziergang durch eine rund 350 Jahre umfassende Geschichte, die den Bogen von Herzögen über klassische Komponisten bis hin zum Mauerfall spannt. Community: 0 Bewertungen
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