Die Russisch-Orthodoxe Kirche Hl. Maria Magdalena

Kirche © pexels.com
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Ein außergewöhnliches Kleinod auf dem historischen Friedhof in Weimar

Etwas unterhalb der Altstadt von Weimar befindet sich auf dem historischen Friedhof ein besonderes Schmuckstück sakraler russisch-orthodoxer Baukunst: Die Russisch Orthodoxe Kirche „Sankt Magdalena“. Da sie unter Touristen weniger bekannt ist als andere Sehenswürdigkeiten, ist sie ein Geheimtipp, der noch nicht so überlaufen ist.

Die Kirche wurde direkt neben der Fürstengruft erbaut und ist mit dieser über einen unterirdischen Gang verbunden. In der Fürstengruft haben neben vielen Adeligen auch Goethe und Schiller ihre letzte Ruhe gefunden.

Die russisch-orthodoxe Kirche Maria Magdalena ist sowohl von ihrer typisch russischen Architektur als auch von ihrer Form her ungewöhnlich. Sie besitzt eine zentrale Kuppel, die von 4 seitlichen Türmen umschlossen wird, die wie Kerzen aussehen. Nach ihrer Fertigstellung 1862 wurde die Grabkapelle Maria Magdalena geweiht und dient seither der Russisch-Orthodoxen Gemeinde der Region Weimar als Grabkapelle und Kirchengebäude für Gottesdienste. Im Verhältnis zu den prachtvoll gestalteten seitlichen Türmen ist der Innenraum eher schlicht gehalten. Dort gibt es 30 bis 40 Stehplätze, da in Russisch-Orthodoxen Kirchen Messen im Stehen stattfinden.

Geschichte der Kirche

Gebaut wurde die Kirche wurde von 1860-1862 auf Wunsch der damaligen Großherzogin Maria von Sachsen-Weimar-Eisenach, einer gebürtigen Maria Pawlowna, Tochter des Zaren Paul I. (1754-1801) und Schwester des Zaren Alexander I. (1777-1825). Als russisch-orthodox geprägtes Mitglied der Zarenfamilie fühlte sie sich zeit ihres Lebens mit diesem Glauben verbunden und praktizierte ihn auch nach ihrer Hochzeit mit dem Erbprinzen Carl-Friedrich von Sachsen-Weimar und ihrer Übersiedlung nach Weimar weiter. Auch wenn sie ein spektakuläreres Leben am Zarenhof gewohnt war, als es ihr der Weimarer Hof bieten konnte, gefiel ihr die vergleichsweise liberale Einstellung am Hof in Weimar und der Hof, der eigentlich protestantisch geprägt war, ermöglichte es ihr, ihren Glauben weiter zu pflegen, indem für sie eine Hauskapelle eingerichtet wurde. Maria war sehr beliebt wegen ihres Engagements für wohltätige Zwecke in Weimar und hatte Kontakt mit Goethe und Familie von Stein.

Erbaut wurde die Russisch-Orthodoxe Kirche nach dem Tod Marias auf dem historischen Friedhof neben der Fürstengruft. Maria Pawlowna hatte schon zu Lebzeiten den Wunsch geäußert, nach russisch-orthodoxem Zeremoniell bestattet zu werden und wünschte sich eine russisch-orthodoxe Kirche über ihrem Grab. Ihr Sohn setzte dieses Vorhaben nach ihrem Tod mit dem Weimarer Architekten Streichhan um. Zunächst ergab sich das Problem, dass das Protokoll der russischen Zarenfamilie, eine Bestattung in russischer Erde vorzunehmen, nicht in Einklang zu bringen war mit der Tradition, dass sie als Großherzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach in Weimar beigesetzt werden musste. Dieses Problem wurde auf kreative Weise gelöst, indem man aus St. Petersburg mehrere Wagenladungen originaler russischer Erde nach Weimar kommen und auf den Friedhof bringen ließ. Auf dieser russischen Erde stand dem Bau der Kapelle nichts mehr entgegen. Sie wurde so konstruiert, dass sie über einen Gang mit der angrenzenden Fürstengruft verbunden wurde. Diese Konstruktion ermöglichte es, dass Maria und ihr Ehemann nebeneinander bestattet werden und beide trotzdem im Areal der eigenen Religionszugehörigkeit verbleiben konnten. Nach ihrer Fertigstellung 1862 wurde die Grabkapelle feierlich von einem russischen Erzpriester auf den Namen Maria Magdalena geweiht.

Seit ihrer Fertigstellung und Einweihung wurde die Russisch-Orthodoxe Kirche bis 1909 für Gottesdienste und Beerdigungszeremonien genutzt. Von 1909 bis 1950 fanden aufgrund der Schließung der russischen Gesandtschaft in Weimar bis zur Wiedereröffnung 1950 erst einmal keine weiteren Gottesdienste mehr statt, seitdem wieder regelmäßig. 1982 feierte sie ihr 120jähriges Jubiläum. Die besonders feierlichen und farbenfrohen russisch-orthodoxen Oster- und Weihnachtsgottesdienste sind sehr beliebt und ziehen neben vielen Gläubigen der russisch-orthodoxen Kirche auch zahlreiche Menschen ohne christlichen Glauben an. Die Kirche ist für alle geöffnet und gehört heute zur Klassik Stiftung Weimar. Community: 0 Bewertungen
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