Das Historische Museum Saar/Saarbrücken

Panorama des Schlossplatzes mit Barockschloss und Außenansicht des Historischen Museums Saar auf der rechten Seite - © Histroisches Museum Saar, Thomas Roessler
Panorama des Schlossplatzes mit Barockschloss und Außenansicht des Historischen Museums Saar auf der rechten Seite - © Histroisches Museum Saar, Thomas Roessler

Arrestzelle aus dem Dritten Reich

Das im Jahr 1985 unter seinem ursprünglichen Namen „Regionalgeschichtliches Museum“ vom Regionalverband Saarbrücken gegründete „Historische Museum Saar“ in bester Lage am Saarbrücker Schlossplatz widmet sich der bewegten und ereignisreichen Geschichte des Saarlandes. Bereits 1975 wurde bei Arbeiten im Schloss eine der fünf Zellen der hier ab 1935 tätigen „Gestapo“ gefunden. Die Entdeckung führte zu dem Entschluss, nach und nach ein komplettes Museum zu allen Epochen der Landesgeschichte aufzubauen. Der Zeit des Nationalsozialismus an der Saar sowie des Zweiten Weltkriegs ist somit auch der älteste, Anfang November 1988 eröffnete, Teil der Dauerausstellung im Kellergewölbe des Nordflügels des Schlosses gewidmet. Die im Originalzustand erhaltene Arrestzelle samt Inschriften der Opfer an den Wänden ist bis heute ein gleichermaßen bedrückendes wie beeindruckendes Zeitzeugnis aus dem dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte. Der eigentliche chronologische Beginn der Ausstellung datiert jedoch auf das Kaiserreich von 1870 bis 1914, welches der regionalen Wirtschaft einen immensen Aufschwung bescherte.



Bergbau und Stahlindustrie

Dieser Teil der Ausstellung ist noch relativ jung und wurde erst 2008 der Öffentlichkeit und dem Publikum zugänglich gemacht. Gezeigt werden neben Ölgemälden mit Darstellungen von Wilhelm I., Friedrich III. und Wilhelm II. Mobiliar, Kleidung und Alltagsgegenstände aus typischen saarländischen Bergarbeiterhäusern, deren Gärten auch für Eigenversorgung- und Nebenerwerbslandwirtschaft genutzt wurden. Ausgestopfte damals populäre Nutztiere wie allen voran die sogenannte „Bergmannskuh“ (Ziege) werden häufig und gerne von Schülern fotografiert. Ebenfalls zu sehen sind charakteristische Werkzeuge aus der seinerzeit sich als Wirtschaftszweig etablierenden Stahlindustrie wie etwa riesige Schraubschlüssel. In den Räumen zum Ersten Weltkrieg von 1914 bis 1918 sind ein Krankentransportwagen des Roten Kreuzes, Hand- und Beinprothesen sowie Propagandaplakate und Souvenirs von Soldaten ausgestellt. In der gleichen Abteilung untergebracht sind auch die Exponate aus den 1920er und frühen 1930er-Jahren, in denen das Saarland als sogenanntes „Saargebiet“ administrativ dem Völkerbund unterstellt war. Zu den imposantesten Stücken aus dieser rasanten Zeit zählen zum Beispiel eine gasbetriebene Dampf-Hutpresse aus Frankreich und zahlreiche bunte Werbeplakate.

Das kulturelle Erbe Frankreichs an der Saar

Das viel beschworene deutsche „Wirtschaftswunder“ der 1950er-Jahre hat natürlich auch an der Saar viele historische Spuren hinterlassen. Der ökonomische Aufschwung hat im Saarland sogar noch früher und intensiver eingesetzt, da die Region von 1947 bis 1956/7 ein trotz umfangreicher Reparationsleistungen prosperierendes französisches Protektorat war. In den entsprechenden Ausstellungsräumen zu sehen sind viele Accessoires, Möbel und Produkte der Epoche, so etwa Schnellwaschmittel, neue elektrische Haushaltsgeräte und Tabakwaren, die in den zahlreichen tabakverarbeitenden Betrieben des autonomen „Saarstaates“ hergestellt wurden. Das Interesse vieler Jugendlicher weckt meist auch ein ausgestelltes Modell des italienischen Motorrollers „Vespa“. Gleiches gilt für die damaligen Verkehrsampeln im Saarland, die anders als deutsche Ampeln wie französische Anlagen zur Verkehrssteuerung aufgebaut waren. Selbstverständlich können sich Besucher auch detailliert und umfangreich über die Volksabstimmung zum „Saarvertrag“ im Oktober 1956 informieren, deren Ergebnis schließlich am 1. Januar 1957 zum Beitritt des Saarlands zur Bundesrepublik Deutschland führte.

Das Museum bietet Besuchern viele Eindrücke

Besondere Erwähnung verdienen auch die in den Jahren 2003 bis 2007 ausgegrabenen und für den Publikumsverkehr teilweise zugänglich gemachten unterirdischen Bollwerke und Kasematten der Saarbrücker Burg aus dem Mittelalter. Gut ein Dutzend Meter unter dem Schlossplatz wurden die ältesten Bereiche der Burg wie die Schießkammer, das Ballhaus und Verlies mit multimedialen Methoden sowie aufwendigen Rekonstruktionen historischer Gerätschaften in das Museum integriert. Die Originalfunde von Waffen und Werkzeugen begeistern Lehrer und Schüler erfahrungsgemäß gleichermaßen. Anhand der Videoaufnahmen der nicht zugänglichen Gänge und Räume im Schlossfelsen können sich die Besucher außerdem ein Bild von den Ausmaßen der gesamten Anlage machen. Sehr beliebt sind auch die regelmäßigen Vorführungen von Armbrüsten und Hakenbüchsen, die einen Eindruck mittelalterlicher Waffentechnik vermitteln. Außer der Dauerausstellung sind im „Historischen Museum Saar“ auch häufig wechselnde Sonderausstellungen zu vielen unterschiedlichen regionalen Themen zu sehen. In der jüngeren Vergangenheit konnten Gäste des Hauses etwa viel Wissenswertes über die Entwicklung des Rundfunks, der Rockmusik sowie des Fußballsports im Saarland erfahren. Community: 0 Bewertungen
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