Das Erzgebirgische Spielzeugmuseum Seiffen
Ein Ort, an dem jeder wieder zum Kind wird
Im schönen Ort Seiffen mitten im Erzgebirge empfängt ein ganz besonderes Museum seine Besucher. Das dort beheimatete Spielzeugmuseum widmet sich voll und ganz der jahrhundertealten Tradition der Spielzeugherstellung im Erzgebirge. Die ursprünglich vom Bergbau geprägte Region war nämlich schon früh ein Zentrum der damals aufkommenden Spielzeugindustrie und belieferte sehr bald die großen Spielzeughersteller im nicht sehr weit entfernten Nürnberg.Obwohl die Herstellung von Spielzeug zu Beginn eher eine Notlösung war und immer dann erstarkte, wenn der Bergbau in der Krise steckte, etablierten sich die kunstvollen Exponate der örtlichen Drechsler sehr schnell und erlangten weit über die Grenzen des Erzgebirges hinaus eine gewisse Berühmtheit. Da die Spielzeugproduktion im Erzgebirge sehr lange in privater Hand blieb und von einzelnen Familien betrieben wurde, konnten Zwischenhändler ihre Bedeutung ausbauen, was dazu führte, dass sich die Situation der Spielzeughersteller trotz einer sehr effektiven Arbeitsweise und einer hohen Spezialisierung kaum besserte. Dieser sozialen Komponente der Spielzeugherstellung wird im Erzgebirgischen Spielzeugmuseum Seiffen auch viel Raum eingeräumt. Im Mittelpunkt steht aber das Spielzeug, welches bis heute aufgrund der Präzision und Hingabe, mit der es gefertigt wurde, nichts von seiner Faszination eingebüßt hat.
Das Spielzeugmuseum in Seiffen zeigt, wie vielfältig Spielzeug sein kann
Aus dem Erzgebirge stammendes Spielzeug besteht überwiegend aus Holz, welches sehr kunstvoll bearbeitet wurde und besticht durch seine Raffinesse und Kreativität. So gibt es tausende verschiedene Spielzeuge, die im Laufe der Jahre im Erzgebirge entstanden und von denen sehr viele im Spielzeugmuseum in Seiffen ausgestellt werden. Neben Miniaturen jedweder Art waren vor allem bewegliche Spielzeuge gefragt. Aber auch Musikinstrumente und sogenannte Schachtelware, bei der es sich meistens um kunstvoll verpackte Miniaturen, zum Beispiel von Häusern oder Tieren handelt, werden im Erzgebirgischen Spielzeugmuseum in Seiffen sehr ansprechend präsentiert. Dank einer gewissen Detailtreue genoss das aus dem Erzgebirge stammende Spielzeug schon bald weltweit einen hervorragenden Ruf und wurde teilweise im großen Stil exportiert. Insbesondere in Übersee sehr begehrt war eine im Erzgebirge hergestellte Arche Noah. Aber auch Holzsoldaten, Baukästen und Burgen aus Seiffen und Umgebung fanden ihren Weg in viele Kinderzimmer in Europa und Übersee. Selbstverständlich gab es ergänzend zu den aufgeführten Spielzeugen, die nach damaligem Verständnis eher etwas für Jungen waren, auch abwechslungsreiche Spielzeuge für Mädchen. So können in Seiffen zum Beispiel sehr detailversessene Puppenhäuser und Kaufmannsläden besichtigt werden.Reifendrehen – eine Spezialität der Drechsler rund um Seiffen
Das Spielzeugmuseum in Seiffen zeigt alle Facetten der Spielzeugherstellung im Erzgebirge und widmet sich selbstverständlich auch den Besonderheiten dieser Industrie, die es in dieser Form nur vor Ort gab. Das beste Beispiel für eine Technik der Spielzeugherstellung, die ihren Ursprung im Erzgebirge hat, ist das sogenannte Reifendrehen. Bei dieser traditionellen Art, Miniaturen herzustellen, wird ein nasser Fichtenholzring mit speziellen Werkzeugen so bearbeitet, dass die Konturen eines Tieres, wie zum Beispiel einer Kuh, sichtbar werden. Wenn der Ring dann gespalten und zersägt wird, erhält man bis zu 60 Rohlinge, die anschließend beschnitzt und lackiert werden. Diese Art der Holzbearbeitung erfordert sehr viel Geschick und Präzision, weswegen das ausschließlich in Seiffen praktizierte Reifendrehen nur von wenigen Drechslern beherrscht wird. Diese Arbeitsweise, die in etwa seit 1800 gängig ist, wird aber auch noch heute praktiziert.Zusätzlich zu vielen Exponaten über das Reifendrehen bietet das Erzgebirgische Spielzeugmuseum in Seiffen noch ein weiteres Highlight. Nämlich die sogenannte „lebendige Stadt“, die in liebevoller Kleinarbeit von dem aus der Region stammenden Bergarbeitersohn Johannes Jurich erschaffen wurde und 2007 nach einigen Jahren in der Schweiz ihren Weg zurück in das Erzgebirge fand. Die sehr interessante Anlage beeindruckt vor allem durch ihre liebevolle Gestaltung und die vielen Details. Community: 0 Bewertungen
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