Besucherbergwerk F60 bei Lichterfeld
Braunkohlebergbau in der Lausitz
Noch heute ist die Lausitz, die südliche Teile Brandenburgs und Gebiete im Osten Sachsens umfasst, das zweitgrößte Braunkohlerevier Deutschlands. Die Braunkohle wird dort seit Mitte der 1890er Jahre im Tagebau abgebaut. Erste Bohrungen nach Braunkohle erfolgten bei Bockwitz in der Niederlausitz bereits 1789.Der Abbau der Braunkohle ist aus Gründen des Umweltschutzes seit längerer Zeit umstritten. Der oberirdische Abbau der Kohle zerstört Naturlandschaften unwiederbringlich und hinterlässt zudem eine Spur der Verwüstung in Kulturlandschaften und Siedlungsstrukturen. Weiterhin beeinträchtigt der Bergbau die Qualität des Grundwassers. Bei der Verbrennung der Braunkohle entsteht neben Schwefeloxiden, Stickoxiden und Staub das klimaschädigende Treibhausgas CO₂. Daher ist ein kompletter Ausstieg aus dem Braunkohleabbau angezeigt. Nach gesetzlichen Vorgaben der Bundesregierung sollen im Braunkohlerevier Lausitz bis spätestens 2038 die letzten Bergwerke stillgelegt sein. Ein Strukturwandel für die Region, der zur Ansiedlung neuer, zukunftsträchtiger Wirtschaftszweige führen soll, ist geplant.
Schon jetzt ist das Besucherbergwerk F60 bei Lichterfeld als Museum ein Ort, an dem sich Besucher mit großem Interesse über die Technik der 1980er Jahre im Braunkohlebergbau informieren können. Nach dem Ausstieg aus der Braunkohle gewinnt das Schaubergwerk möglicherweise noch eine weitreichendere nostalgische Bedeutung.
F60 – Ein Wunderwerk der Technik
Im Braunkohletagebau im Bergwerk Lichterfeld wurde der Abraum mithilfe von zwei Baggern im Hochschnitt und im Tiefschnitt abgetragen und anschließend über Förderbänder auf der Brücke F60 auf die Kippenseite transportiert. Die Stahlbrücke F60 verfügt mit einer Länge von 502 Metern, einer Breite von 204 Metern und einer Höhe von fast 80 Metern über beachtliche Ausmaße. Den Namen F60 bekam die Arbeitsmaschine wegen der Abtragsmächtigkeit der beiden Bagger von insgesamt 60 Metern im Hoch- und Tiefschnitt.Auf dem Hauptförderband liefen neun verschiedene Bänder mit einer Geschwindigkeit bis zu 10 Metern pro Sekunde. Während ihrer kurzen Betriebszeit von nur fünfzehn Monaten förderte die Brücke die stattliche Menge von 27 Millionen Kubikmetern Abraum. Beide Bagger zusammen hatten eine Förderleistung von 29.000 Kubikmetern pro Stunde. Mit dieser Menge Abraum hätte man ein Fußballfeld sieben bis acht Meter hoch auffüllen können.
Die eineinhalbstündige Führung durch das Besucherbergwerk F60 beginnt und endet in einem Bereich der Stahlbrücke, die zu Zeiten der aktiven Braunkohleförderung als Werkstatt, Kantine sowie Sozial- und Sanitärtrakt für die Arbeiter diente. Im ehemaligen Werkstattwagen befindet sich heute ein Infocenter. Dort informieren sich Besucher über die Geschichte und Technik der Braunkohleförderung in der Niederlausitz. Die Plattform der Brücke trägt heute den Namen Kanzlerblick, da von dort aus Gerhard Schröder zu Zeiten seiner Kanzlerschaft anlässlich eines Besuchs im Bergwerk seinen Blick über die Tagebaulandschaft schweifen ließ.
Auf der spannenden Führung erhalten ganze Schulklassen nach Voranmeldung vielfältige Einblicke in die meisterhafte technische Konstruktion der Stahlbrücke und ihre Funktionsweise im Braunkohleabbau. Vor der Führung besteht die Gelegenheit, sich im Videoraum informative Filme anzusehen oder einen Snack aus der Kantine auf der Sonnenterrasse zu sich zu nehmen. Besonders eindrucksvoll ist das Erlebnis der Nachtlichtführung, wofür extra ein Termin gebucht werden kann. Die Besucher erwartet dabei ein Schauspiel aus Licht, Stahl und Geräuschen, das der Berliner Künstler H. P. Kuhn inszeniert hat. Community: 0 Bewertungen
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