Palais de Justice – Der Justizpalast von Bordeaux
Das Palais de Justice befindet sich mitten in der Innenstadt von Bordeaux am Place de la République. Der Justizpalast besticht mit ganz besonderer Architektur, welche zum Erkunden einlädt. Sein Aussehen ähnelt von weitem eher einem Kunstmuseum als einem Gerichtsgebäude. Doch befinden sich in diesem Gebäudekomplex zwei wichtige Gerichte: Das Tribunal Judiciaire de Bordeaux und der Cour d'Appel de Bordeaux. Steht man vor dieser Sehenswürdigkeit, so fühlt man sich, als hätte das Gebäude selbst eine Zeitreise erlebt und hätte aus jeder Zeit einen kleinen Teil behalten. Befasst man sich aber näher mit seiner Geschichte, versteht man, wie sich die verschiedenen Epochen auf sein letztendliches faszinierendes Aussehen ausgewirkt haben. Seine Besichtigung darf auf keiner Tour durch Bordeaux fehlen.Von Herrschaft und Macht …
Das Gerichts- und Gefängnisgebäude steht an der Stelle der Fort du Hâ, einer Zwingburg aus dem 15. Jahrhundert, von der noch einige Teile erhalten sind, welche in die neue Architektur integriert wurden. Dieser ehemals mächtige Bau wurde 1456 von König Charles VII. erbaut, um nach dem Hundertjährigen Krieg die Kontrolle über das zurückeroberte Bordeaux zu sichern. Ab 1731 wurde es dann jedoch ausschließlich als Gefängnis genutzt.1835 wurde es mit Ausnahme zweier Türme demoliert, welche heute unter Denkmalschutz stehen. Ein Jahr später Begann der Bau des neuen Justizgebäudes nach Plänen des französischen Architekten Joseph-Adolphe Thiac, welcher selbst in Bordeaux geboren wurde. Deshalb wird der Teil des Palais de Justice, welcher den Cour d'Appel de Bordeaux beherbergt auch „Palais Thiac“ genannt. Er erinnert mit seiner klassizistischen Fassade und dem Peristyl aus 12 Säulen an das Pantheon in Athen oder an den Aphaiatempel auf Ägina. Auch kann man vier, von Dominique Fortuné Maggesi geschaffene Skulpturen wichtiger französischer Persönlichkeiten der Justiz und Politik entdecken: Montesquieu, Michel de L'Hospital, Malesherbes und Henri François d’Aguesseau.
m Zweiten Weltkrieg wurden hier von den deutschen Besatzern politische Gefangene wie Édouard Daladier, Georges Mandel und Napoléon Louis Bonaparte gefangen gehalten. Auch Widerstandskämpfer wurden vorübergehend im Turm inhaftiert, um in KZs weitertransportiert oder hingerichtet zu werden. Eine Gedenktafel erinnert heute daran. Der eigentliche Gefängnisbau wurde demoliert. An seiner Stelle steht heute eine Verwaltungshochschule.
… zu Transparenz und Ironie
Im Kontrast zu diesem zeitgenössischen Ausdruck von Herrschaft, Macht und, leider, auch Gewalt, steht der Zubau des Architekten Richard Rogers von 1998. Die Glasfassade des neuen Gebäudeteils symbolisiert die Transparenz der Justiz und bildet damit nicht nur architektonisch, sondern auch weltanschaulich das Gegenstück zum Palais de Thiac. Auch nimmt Rogers sich und das Gericht nicht allzu ernst und integriert Elemente der Weinproduktion, durch die riesigen Holzbauten, welche an Fässer oder große Tanks erinnern. Sogar eine Besichtigung der Gerichtssäle, welche sich in den „Weinfässern“ befinden ist möglich, wenn man die Sicherheitskontrolle passiert. Er mischt die Materialien Holz und Glas, welche prinzipiell sehr gegensätzlich sind, aber gut harmonieren. Zusammen mit dem massiven Stein des älteren Gebäudeteils könnte man glatt meinen, man sähe die drei Staatsgewalten in diesem Gerichtsgebäude realisiert. Der Bau lädt also zu vielen Ansätzen der Interpretation ein. Sowohl geschichtlich, als auch politisch und künstlerisch hat er einiges zu bieten, was es sich zu erforschen lohnt und zum Nachdenken anregt. Community: 0 Bewertungen Bewerten Sie diesen Ort.
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