Friedrich Dürrenmatts heimliche Leidenschaft
Die Werke „Der Besuch der alten Dame“, „Die Physiker“ oder „Der Richter und sein Henker“ des Schweizer Autors Friedrich Dürrenmatt sind wohl jedem Schüler aus dem Unterricht ein Begriff. Dass Dürrenmatt aber durchaus auch aktiv in der Malerei war, ist den wenigsten Literatur-Interessierten bekannt. Zu Lebzeiten des Künstlers gab es nur drei Ausstellungen seiner Bilder, auch wenn er die Malerei und das Zeichnen mit großer Leidenschaft verfolgt hat. Das umfangreiche Werk des Dramatikers Dürrenmatt im Bereich der bildenden Kunst im Dialog mit seinem literarischen Schaffen nun doch noch einem breiten Publikum vorzustellen, hat sich das Centre Dürrenmatt Neuchâtel in der Schweiz zur Aufgabe gemacht.Die architektonischen Besonderheiten
Das Museum selbst, das sich im Vallon de l’Ermitage in der Nähe des wunderschönen Neuenburger Sees befindet, wurde vom Schweizer Stararchitekten Mario Botta entworfen und steht in engem Zusammenhang zu Dürrenmatts Gesamtwerk. Botta integrierte das damalige Wohnhaus der Familie Dürrenmatt in den Bau des Museumsturmes, der mit schwarzem Schiefer als Kontrast zum weißen Wohnhaus verkleidet wurde. Zudem ist dies als eine Anspielung auf die sarkastische Seite von Dürrenmatts Kunst zu verstehen. Eine weitere Verbindung zur Literatur besteht in der architektonischen Interpretation von Dürrenmatts Themen der Turmbauten, Labyrinthe und Höhlen. Durch die Auseinandersetzung mit seinem Lebenswerk (sowohl literarischer als auch bildnerischer Art) führt auch das Architekturkonzept zu einem tieferen Verständnis und versucht, jungen Menschen die Zusammenhänge der Arbeiten großer Künstler näherzubringen.Die Ausstellungsräume
Im Museum finden neben der Dauerausstellung „Friedrich Dürrenmatt, Schriftsteller und Maler“ immer wieder Sonderausstellungen von weiteren Künstlern statt, die ebenfalls bildliche und schriftliche Sprache miteinander verbinden. Von besonderem Interesse für Schulklassen sind aber nicht nur die angebotenen Führungen, sondern auch die interaktiven Ateliers, wo den Schülern einige von Friedrich Dürrenmatts Bilder und Texte – altersgerecht aufbereitet – nahegebracht werden. Das Ziel der erfahrenen Kunstvermittler ist, die Schüler für Dürrenmatts künstlerisches Schaffen zu begeistern und in ihnen die Leidenschaft der eigenen Kreativität zu wecken. Zusätzlich stellt das Centre Dürrenmatt Neuchâtel von Experten ausgearbeitetes Lehrmaterial zur Verfügung.Anlässlich des 100. Geburtstages von Friedrich Dürrenmatt wurde die Dauerausstellung 2021 erneuert. Interaktive Stationen geben den jungen Besuchern die Möglichkeit, selbst in den Schubladen des Museums zu stöbern oder auf einer Weltkugel weitere für Dürrenmatt interessante Orte ausfindig zu machen. Ansehen kann man sich außerdem ungewöhnliche Zeichenutensilien des Künstlers und einen Einblick in seine Arbeitsweise gewinnen. Teil des Museums sind zudem die Wohn- und Lebensräume von Friedrich Dürrenmatt und seiner Familie: Wohnhaus, Atelier, Arbeitszimmer, Bibliothek, Schwimmbad, Gärten und eine zweite Villa, wobei das Schwimmbad in eine Freiluftbühne für Lesungen und Konzerte umgewandelt wurde. Vom Humor des Künstlers zeugt vor allem die Toilette im Wohnhaus, die von Dürrenmatt liebevoll „Sixtinische Kapelle“ genannt und entsprechend malerisch gestaltet wurde – ein äußerst farbenfrohes Fresko, das besonders für Kinder amüsant ist und Figuren aus seinen Stücken abbildet.
Anschließend an einen spannenden und lehrreichen Tag im Museum lockt noch die idyllische Umgebung zu einem erholsamen Spaziergang in den botanischen Garten von Neuenburg. Am Weg dorthin kommt man an einem weiteren familiären Kunstwerk vorbei, dem Bienenhaus von Friedrich Dürrenmatts Tochter Ruth. So fügt sich ein weiteres Mal Kunst in die umgebende Natur ein und wird zum Gesamtwerk, das Groß und Klein Freude bereitet!
Angaben des Inhabers:
Öffnungszeiten:
Mittwoch bis Sonntag: 11-17 UhrMontag und Dienstag: geschlossen
Ausserordentliche Schliessungen: 24., 25. und 31. Dezember 2022, 1. Januar 2023
Preise:
Erwachsene: CHF 8.-Kinder (bis 16 Jahre alt), Studierende, Lehrlinge, ALV, AHV, IV : CHF 5.-
Gruppen (ab 10 Personen): CHF 5.- pro Person
Freier Eintritt :
Mitglieder ACDN, Schweizer Museumspass, VMS-Karte, ICOM-Karte, IAA Karte (International Artist Association), Raiffeisen-Karte, ProArte -26-Karte, Musées Neuchâtelois-Karte, Mitglieder der Vereinigung der Kunsthistorikerinnen und Kunsthistoriker in der Schweiz (VKKS).
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