Das Caricatura Museum Frankfurt am Main – die lustigen Seiten der Kunst betrachten

Eltern und Lehrer kennen das Problem: Sobald den Kindern und Schülern ein Besuch im Kunstmuseum angekündigt wird, sinkt deren Laune doch merklich. Und tatsächlich ist das eintönige Wandern durch endlos lange Galerien nicht jedermanns Sache. Umso besser, dass es im Caricatura Museum in Frankfurt am Main deutlich lustiger und interessanter zugeht. Denn hier dreht sich alles um Karikaturen, die zum Nachdenken, Mitreden und zum Bilden einer eigenen Meinung anregen.

Wo Kunst auf Humor trifft

Das im Oktober 2008 eröffnete Caricatura Museum ist einmalig in Deutschland. Mit mehr als 11.000 Exponaten wird den Besuchern das Eintauchen in die komischen Seiten der Kunst ermöglicht. Zeichnungen, Cartoons und Comics lassen sich dabei ebenso finden wie umfangreiche Bildgeschichten. Über knappe Darstellungen und – falls überhaupt vorhanden – kurze Texte werden zumeist politisch und gesellschaftlich relevante Aussagen getätigt. Vor allem für Kinder und Jugendliche liegt die spannende Herausforderung darin, sich diese zu erschließen und sich gemeinsam über die ausgestellten Illustrationen auszutauschen.

Mehr als zwei Drittel der gezeigten Stücke widmen sich dem Schaffen der Neuen Frankfurter Schule. Bei ihr handelt es sich um einen Zusammenschluss diverser Künstler, die einerseits zum überwiegenden Teil in Frankfurt am Main lebten – die andererseits aber für ihre spitze Feder und den satirischen Wesensgehalt ihrer Bilder weit über die Bundesgrenzen hinaus bekannt waren. Ihre Karikaturen erreichten eine derart hohe Relevanz, dass sie regelmäßig in Zeitungen veröffentlicht wurden und damit natürlich eine breite Zielgruppe erreichten. Die oft tagesaktuellen Zeichnungen können auch heute noch für eine kleine Reise zurück in die Vergangenheit verwendet werden.

Werke zeitgenössischer Künstler

Das abschließende Drittel aller Exponate widmet sich Komikern und Künstlern, die vorrangig in den letzten 20 bis 30 Jahren auf sich aufmerksam machten, die aber gleichfalls einen großen Einfluss auf die Gesellschaft erreichten. Namentlich seien hier etwa Otto Waalkes oder Ralf König genannt. Ihr Werke verdeutlichen den Wandel innerhalb der politischen Kunst des letzten Jahrhunderts. Denn im Laufe der Zeit wurde vieles möglich, was für die vorherigen Generationen noch ein Tabu darstellte. Es lohnt sich, auch diese Entwicklungen mit den Schülern und Kindern zu besprechen.

Daneben bietet das Caricatura Museum wechselnde Ausstellungen, Workshops und Vorträge, die sich an Jung und Alt richten. Im Vordergrund stehen dabei nicht unbedingt die simplen Zeichnungen, die oft nur über wenige Bleistiftstriche verfügen. Vielmehr rückt die Frage in den Fokus, wie auf so wenig Platz eine Aussage untergebracht werden kann, die das gesamte Volk interessiert, die zum Diskutieren einlädt und die Missstände anprangert. Teilnehmer können die Karikaturen dabei als vielleicht kürzeste und drastischste Form zur Darstellung eigener Ansichten kennenlernen. Es wird folglich ein Wissen vermittelt, das weit über den Tellerrand des Kunstunterrichts reicht.

Freunde der Geschichte kommen auf ihre Kosten

Allerdings muss auch der Ort erwähnt werden, an dem das Museum seine Pforten geöffnet hat. Immerhin handelt es sich dabei um das sogenannte Leinwandhaus – ein im ausgehenden 14. Jahrhundert errichtetes Gebäude, das leider während des Zweiten Weltkrieges stark beschädigt und anschließend restauriert wurde. Dennoch lassen sich an seinen Wänden noch viele Darstellungen und Texte finden, die aus dem Mittelalter stammen und die somit über das Leben in jener Epoche erzählen. Zumal das Haus maßgeblich am politischen und wirtschaftlichen Aufschwung seiner Stadt beteiligt war.

Denn hier konnten Händler aus Frankfurt am Main, dem Umland und aus anderen Staaten in den früheren Jahrhunderten ihre Waren anbieten. Jedenfalls dann, wenn es sich bei ihnen um Gewebe, Tücher und ähnliche aus natürlichen Fasern gefertigte Gebrauchsartikel handelte. Das Leinwandhaus galt somit als Treffpunkt und öffentlicher Marktplatz, an dem sich außerhalb der Frankfurter Messe durchaus hohe Verkaufszahlen realisieren ließen, die über Steuerabgaben die Stadtkasse aufbesserten. Der traurige Teil der Historie liegt indes darin, dass das Gebäude darüber hinaus zeitweise als Gefängnis verwendet wurde – in dem es nicht viel zu Lachen gab.
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