Das Museum des Kalten Krieges Stevnsfort – eine dänische Festung der Moderne kennenlernen

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In Dänemark geht es für viele Urlauber beschaulich zu. Das Wandern zwischen den Dünen und der Blick aufs Meer wirken beruhigend. Das Spiel der Gezeiten ist für Kinder und Erwachsene stets eindrucksvoll. Doch es ist nur wenige Jahre her, dass vor allem die Halbinsel Stevns eine zentrale Rolle im Kalten Krieg einnahm. Das heute in der ehemaligen Festung ansässige Museum berichtet über jene Jahrzehnte. In einem eigenen Kino können sich Gäste sogar Dokumentarfilme zum Thema ansehen.

Stevnsfort wäre Frontstadt gewesen

Als sich nach Ende des Zweiten Weltkrieges die erste Jubelstimmung unter den Siegermächten gelegt hatte und die vorhandenen Risse zwischen Ost und West nicht länger zu leugnen waren, da reifte der Kalte Krieg. In ihm standen auf der einen Seite die NATO-Staaten wie die Vereinigten Staaten von Amerika, Westdeutschland, Großbritannien oder Dänemark. Ihnen gegenüber positionierten sich die Länder des Warschauer Pakts, zu denen die Sowjetunion, Polen, Ostdeutschland oder Ungarn gehörten. Die Auseinandersetzung blieb stets kalt, mündete also glücklicherweise nie in einem echten Feuergefecht beider Parteien.

Dennoch stellt sich die Frage, wie ein heißer Krieg ausgesehen hätte. Klar ist, wo seine Fronten verlaufen wären. Im Norden wäre die dänische Halbinsel Stevnsfort einer der Vorposten gewesen, die zur Sicherheit der NATO-Staaten hätten beitragen sollen. Zu diesem Zweck wurde bereits ab dem Jahr 1951 geplant und auch bald darauf ein unterirdisches Stollensystem angelegt und in die Klippen der dortigen Steilhänge gebaut. Auf diese Weise sollte die eigene Bevölkerung die Möglichkeit haben, sich vor einem Atomangriff in eine geschützte Stellung zu retten. Neben den Gängen waren Wohnbereiche, ein Lagezentrum, eine medizinische Abteilung sowie eine Kommunikationsanlage vorgesehen.

Viele Anlagen und Geräte sind erhalten geblieben

Die eigentliche Aufgabe der Halbinsel Stevns hätte indes nicht darin gelegen, den Menschen einen sicheren Unterschlupf zu bieten. Vielmehr wurden im Laufe der Jahrzehnte hier immer mehr stationäre Einrichtungen erbaut, die das Abhören von Signalen erlaubten, die von feindlichen Schiffen nahe der Küste gesendet wurden. Ebenso gelangte eine große Zahl an Waffen, Munition, Fahrzeugen und Soldaten nach Stevnsfort – für sie mussten Kasernen und Lagerhallen errichtet werden. Das Aufrüsten wurde bis in das Jahr 1990 fortgesetzt. Bemannt war die Festung sogar bis zur Jahrtausendwende.

Das Museum des Kalten Krieges in Stevnsfort bietet Besuchern einen Einblick in die gesamte Anlage und erläutert die Funktionen einzelner Fahrzeuge oder Raketenabschusssysteme. Spannend ist zudem, wie Nachrichten aufgegriffen, im eigenen Lagezentrum entschlüsselt und innerhalb weniger Minuten in die Vereinigten Staaten von Amerika gesendet werden konnten. Auf dem gesamten oberirdischen Gelände dürfen sich die Gäste frei bewegen, lediglich für die 1,7 Kilometer langen und 18 Meter tief in den Berg geschlagenen Stollen ist die Teilnahme an einer Tour erforderlich. Sie wird neben der dänischen übrigens in englischer und deutscher Sprache abgehalten.

Die Zeit scheint still zu stehen

Stevnsfort war weniger Kampfplatz, sondern eher als Sammelstelle für Informationen über den Feind geplant. Insbesondere das Foto- und Videosystem befand sich stets auf dem neuesten Stand der Technik. Von den im Wasser fahrenden Schiffen konnten Aufnahmen produziert werden, die Erkenntnisse bis in kleinste Detail erlaubten. Übrigens liefen derartige Maßnahmen auch umgekehrt: Die Flotte des Warschauer Pakts simulierte vor der Küste von Stevnsfort gerne einmal eine Panne – einmal dort vor Anker gegangen, fertigte sie Bilder über die Festung an und erlangte daraus ebenfalls viel Wissenswertes.

Nahezu alles, was im Museum des Kalten Krieges in Stevnsfort ausgestellt ist, befindet sich im Originalzustand. Denn die meisten der Relikte wurden nach der Stilllegung der Festung im Jahre 2000 schlichtweg nicht abgebaut. Besucher können somit das US-amerikanische Raketensystem HAWK kennenlernen, auf Tuchfühlung mit Panzern und Radaranlagen kommen oder die Uniformen betrachten, mit denen die hiesigen Soldaten – alle zur Marine gehörend – seinerzeit ausgestattet waren. Ein eindrucksvoller, allerdings teilweise auch beängstigender Blick in eine Vergangenheit, die nur wenige Jahre hinter uns liegt.
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