Venedigs Ghetto ist das erste der Welt

Ghetto Venedig © pixabay.com
Ghetto Venedig © pixabay.com
/> Woher kommt das weltweit benutzte Wort „Ghetto“? Es stammt aus Venedig. Die Lagunenstadt hat prächtige Paläste am Canal Grande aber auch ein jüdisches Viertel. Das Ghetto von Venedig ist mehr als 500 Jahre alt und gilt als das erste der Welt. Zeitweise nahm das durch Kanäle abgetrennte Quartier so viele jüdische Zugereiste und Geflüchtete auf, dass auf engstem Raum sechs- bis neungeschossige „Hochhäuser“ gebaut werden mussten. Seit 1797 ist das Ghetto nicht mehr abgeriegelt. Obwohl die meisten Bewohner keine Juden mehr sind, ist dieses Viertel bis heute das Zentrum der jüdischen Gemeinde Venedigs. Sie zählt etwa 400 Mitglieder, von denen noch etwa 50 in Venedig leben. Es macht Spaß, im Ghetto die engen Gassen und großen Plätze zu erkunden, wo die aufgepinselten Namen auf den Mauern noch immer gelten: Calle Ghetto vecchio, Rio de Ghetto, Campo di Ghetto nuovo, Ghetto novissimo ...

Das Viertel der versteckten Synagogen

Das Ghetto Venedigs liegt im Stadtteil Cannaregio am nordwestlichen Rand der Altstadt. Es liegt in der Nähe des Bahnhofs Santa Lucia. Nur wenige Meter von der Wasserbus-Station Guglie entfernt steht man vor dem Durchgang zum Ghetto. Mit einiger Fantasie lässt sich dort noch das Tor erahnen, das nachts verschlossen und überwacht wurde, weil die dort lebenden Juden mit einer nächtlichen Ausgangssperre belegt waren. Lernen Sie die koschere Bäckerei, die Fleischerei und die jüdischen Restaurants und Pizzerien kennen, die auf neugierige Gäste warten. Es gibt einen Buchladen, eine Bücherei, einen Souvenir-Shop und eine Kunstgalerie. Besichtigen Sie die „Banco Rosso“ – eine der ältesten Banken der Welt. Sie werden Gedenkstätten sehen, die an den Holocaust erinnern, denn ab 1943 deportierten die Nazis 286 Ghetto-Bewohner, von denen nur acht überlebten. Besuchen Sie vor allem das jüdische Museum (Museo Ebraico di Venezia), buchen Sie dort eine Führung und besichtigen Sie die fünf in unscheinbaren Häusern versteckten Synagogen – auch scole genannt – von denen sich zwei im Museumskomplex befinden. Weil sie innen so schön sind, werden sie von jüdischen Besuchern aus aller Welt gern für Trauungen genutzt.

Juden genießen in Venedig hohes Ansehen

Christen wurde es lange von der Kirche verboten, Geld gegen Zinsen zu verleihen. Da verwundert es nicht, dass sich Juden auf dieses Geschäft spezialisierten, von dem die Republik Venedig später profitieren sollte. Es ist verbrieft, dass Juden in Venedig schon im frühen 14. Jahrhundert Handel getrieben haben. Später erhielten sie auch ein Bleiberecht, doch durften sie in der Stadt nur als Trödler und Geldverleiher arbeiten. Die Zünfte und Bruderschaften der Handwerker standen ihnen ohnehin nicht offen. Bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts werden Juden in der Stadt toleriert und genießen wegen ihrer geschäftlichen Erfolge großes Ansehen.

Jüdische Geflüchtete und Zugereiste strömen ins Ghetto

Doch dann wendet sich das Blatt: Die Venezianer verlieren den Krieg gegen die Franzosen und damit ihre Gebiete auf dem Festland. Nun suchen Juden vom Festland Schutz in der Lagunenstadt. Sie bringen Kapital mit, das die Republik Venedig nach der Niederlage braucht. Deshalb werden sie trotz antisemitischer Stimmung in Kirchen und Klöstern weiterhin geduldet. 1516 werden Juden per Dekret zur Umsiedlung gezwungen. Sie dürfen sich fortan nur noch auf der Industriebrache „Ghetto Nuovo“ niederlassen. Die ehemalige Insel der Eisengießer – „geto“ ist ein Begriff aus dem Schmelzprozess – hat nur zwei Zugänge, die gut verschlossen und bewacht werden können. Nachts dürfen Juden das Ghetto nicht mehr verlassen. So schützt man sie einerseits vor Übergriffen und der Inquisition, andererseits werden sie kontrolliert und ausgegrenzt. Repressalien wie überhöhte Steuern hat es für Venedigs Juden immer gegeben, verfolgt und vertrieben wurden sie jedoch nie. „Ghetto“ sollte später weltweit der Begriff für ein Gebiet werden, in dem Menschen vom Rest der Gesellschaft abgesondert und diskriminiert, im schlimmsten Fall eingesperrt und gewaltsam unterdrückt werden. Community: 0 Bewertungen
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