Antike entdecken im Musée Lapidaire Avignon

Inmitten des Zentrums von Avignon in der Rue de la République befindet sich das Musée Lapidaire, welches in der früheren Kapelle der Jesuitenschule untergebracht ist. Es ist Teil des Calvet-Museums und zeigt eine beeindruckende Sammlung antiker Artefakte und Skulpturen aus verschiedenen Epochen.

Die Sammlung Calvets

Den Grundstein für das Musée Lapidaire legte die naturhistorische Sammlung des Physiokraten Esprit Calvet, welche dieser nach seinem Tod 1810 der Stadt Avignon vermachte. Aus dieser ging das Musée Calvet hervor, welches neben der archäologischen Sammlung auch viele bedeutende Werke bildender Kunst umfasst und im Stadthaus von Villeneuve-Martignan beheimatet ist. In den 1980er Jahren wurde die Sammlung aufgeteilt und das Lapidarium zog in besagte Räume der Jesuitenschule.

Stumme Zeugen vergangener Kulturen

Im Musée Lapidaire zieht eine Vielzahl gut erhaltener, antiker Skulpturen, religiöser Artefakte und Gegenstände des alltäglichen Lebens die Besucher in ihren Bann. Die Sammlung umfasst archäologische Fundstücke aus dem alten Ägypten, der griechischen und römischen Antike, aus der Hochzeit der Etrusker sowie dem frühen Christentum. Sie lassen auf anschauliche und eindrückliche Weise einen Blick in längst vergangene Zeiten erhaschen und bauen so eine Brücke zwischen der Theorie aus den Lehrbüchern und dem hautnahen Erlebnis alter Hochkulturen.

Neben wechselnden Ausstellungen gibt es fünf Dauerausstellungen im Musée Lapidaire. Den Anfang macht die Sammlung griechischer Altertümer, die neben zahlreichen kunstvollen Statuen und Stelen auch Reliefs, Vasen und Alltagsgegenstände wie eine Terrakotta-Puppe umfasst, die in einem Kindergrab gefunden wurde. Letzterer Fund zeigt, welchen Stellenwert das Spielen bereits in der Antike hatte, verdeutlicht aber auch noch einmal, dass viele Artefakte die Jahrhunderte überlebt haben, weil sie als Grabbeigaben die besten Voraussetzungen hatten, die wechselvollen Zeiten zu überdauern.

Doch nicht nur die Grabbeigaben ermöglichen einen Einblick in das Leben der alten Kulturen, sondern auch die Ausgestaltung der Gräber sowie Verzierungen an Sarkophagen und Urnen. Hiervon sind einige sehr bemerkenswerte Fundstücke in den Dauerausstellungen zu sehen. Die Sammlung von Fundstücken aus der Zeit der Etrusker beispielsweise beinhaltet eine aufwändig gestaltete Terrakotta-Graburne aus dem zweiten Jahrhundert vor Christus, welche in der Toskana gefunden wurde. Sie zeigt den Bruderkampf von Eteokles und Polyneikes des griechischen Dramatikers Aischylos.

Auch die Statuette eines Priesters, der Weihrauch hält, zeigt lebhaft, wie nah uns solch alte Kulturen noch immer sind. Grabgegenstände sind auch in den anderen Dauerausstellungen ein zentraler Punkt, wie die Sarkophag-Fragmente, die in der Sammlung zur römischen Antike ausgestellt sind. Erstaunlich detailreich ist hier beispielsweise die Wildschweinjagd dargestellt.

In der gallischen Sammlung hingegen gibt es besonders viele Alltagsgegenstände zu bewundern. Würfel, Lampen, Trinkgläser und andere Artefakte bringen die gallische Kultur auf eindrucksvolle Weise näher und lassen den Betrachter hinsichtlich ihrer Kunstfertigkeit staunen. Die Sammlung zur vorchristlichen Antike ist etwas kleiner, jedoch umfasst auch sie einige gut erhaltene, eindrucksvolle Objekte jener Epoche. Ein Besuch des Musée Lapidaire lässt sich gut vorbereiten, da es über eine ausführliche und detaillierte Internetseite verfügt. Zudem bietet das Museum einen Bildungsservice (service éducatif) an, der Lehrer bei der Vorbereitung und Durchführung eines Besuches unterstützt und begleitet. Community: 0 Bewertungen
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