Porzellanmuseum und Keramik-Zentrum Gustavsberg in Schweden

Hochwertiges Porzellan wird in traditioneller Weise hergestellt

Das Porzellanmuseum und Keramik-Zentrum Gustavsberg befindet sich in der gleichnamigen Stadt auf der Insel Värmdö an der Schärenküste der schwedischen Hauptstadt Stockholm. Außer der Produktionsstätte umfasst das Zentrum ein Museum und ein kleines Geschäft mit Erzeugnissen der Manufaktur. Die Porzellanfabrik Gustavsberg ist einer der traditionsreichsten Hersteller von Porzellan, Fayence und Keramik in Schweden. Johan Herman Ohman gründete das Unternehmen im Jahr 1825 und errichtete die Fabrik auf dem Gelände einer Ziegelei aus dem 17. Jahrhundert. Auf die gleiche Weise wie in der guten alten Zeit werden in dem historischen Backsteingebäude am Hafen die Waren noch heute produziert. Seit 1863 verwendet die Firma Kaolin aus Cornwall für die Herstellung von hochwertigem Tafelgeschirr und Statuetten aus reinem Porzellan. Das wohl bekannteste Produkt aus der Manufaktur ist ein Geschirr mit Namen „Blå Blom“. Wobei das Dekor mehr an Blätter erinnert als an eine blaue Blume. Dieses Service wurde in der Zeit von 1874 bis 2006 hergestellt. Einer der berühmtesten Designer der Firma war Stig Lindberg.

Gustavsberg produzierte das weiße Gold nicht nur in guten Zeiten

Als Standort für die Porzellanherstellung eignete sich Gustavsberg hervorragend. Die günstige Lage direkt am Hafen schaffte ideale Voraussetzungen für den Seetransport. Darüber hinaus war bereits ein Angebot an einheimischen Arbeitskräften mit Erfahrung in der Herstellung von Keramik vorhanden. Der Ort erwarb sich einen guten Ruf wegen seiner ausgezeichneten Arbeitsbedingungen. Alle Arbeiter erhielten mietfreie Wohnungen in eigens für sie errichteten Häusern. Ärztliche Versorgung, Ausbildung, Seelsorge und Altersversorgung wurden ebenfalls kostenlos zur Verfügung gestellt. Heiratete einer der Beschäftigten, bekam er ein Darlehen in Höhe von 100 Kronen. Erst wenn er die Firma verließ, musste er es zurückzahlen. Darüber hinaus erhielt er für jedes Kind ein Kindergeld von fünf Kronen im Monat. Die Angestellten waren so rundum sorglos, dass sie bis 1919 nicht einmal einer Gewerkschaft beitraten.

Bereits in den Anfangsjahren von 1827 bis 1838 gab es allerdings die ersten großen Schwierigkeiten, weil die deutsche Methode der Porzellanherstellung sich als zu langsam erwies und zu viel Ausschuss produzierte. Um konkurrenzfähig zu bleiben, stieg man auf die englische Technik und auf Ton aus Cornwall um. Zusätzlich stellte die Fabrik Facharbeiter aus England ein. Fortan wurde die schwedische Ware mit dem Ankerstempel der englischen Porzellanfabriken versehen. Krisen und schwere Zeiten erlebte die Manufaktur im Laufe der Jahre immer wieder. Mittlerweile ist das Unternehmen geteilt. Ein Teil, seit 2001 ein Tochterunternehmen von Villeroy & Boch, hat sich auf die Produktion von Sanitärporzellan spezialisiert. Der andere Teil hingegen blieb in schwedischem Besitz und produziert weiterhin feines Tafelporzellan in Gustavsberg.

Im Porzellanmuseum sind interessante Objekte aus der Produktion der Gustavsberger Manufaktur ausgestellt

Das kunst- und industriegeschichtliche Museum in Gustavsberg erfreut sich großer Beliebtheit. Hier wird die Gustavbergsche Sammlung, die zuvor ausschließlich im Firmenmuseum präsentiert worden war, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Auf anschauliche Art und Weise stellt das Museum die Geschichte des Porzellans dar. Bei den Exponaten handelt es sich um außergewöhnliche Entwürfe der Designer Wilhelm Kåge, Stig Lindberg und Berndt Friberg sowie um Gebrauchsporzellan aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert. Sehenswert sind die ausgefallenen Figuren der schwedischen Künstlerin Lisa Larson, die von 1954 bis 1980 für die Gustavsberg Manufaktur arbeitete. Astrid Lindgren liebte ihre Figur „Pippi Långstrump“ aus dem Jahr 1967. Community: 0 Bewertungen
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