
Das Afrika-Museum Vogt – fremde Kulturen mitten im Sauerland erkunden
Im Schulunterricht werden Geschichte und Kultur Afrikas nur selten einmal behandelt. Kindern und Jugendlichen fällt es daher schwer, den geheimnisvollen Kontinent und seine Menschen für sich zu entdecken. Zumal nur wenig Fachliteratur in der Lage ist, das doch recht komplexe Thema so verständlich darzustellen, dass es junge Leser anspricht. Umso mehr lohnt sich ein Ausflug zu Gerhard Vogt im sauerländischen Olsberg-Gevelinghausen – sein Museum widmet sich ganz dem Leben in Afrika.Seit 140 Jahren der Sammelleidenschaft verfallen
Olsberg wirkt sicherlich nicht wie das Tor zur Welt. Und doch ist die kaum 15.000 Einwohner fassende Stadt aus Nordrhein-Westfalen genau das – zumindest für Gerhard Vogt und seine Vorfahren. Denn der heutige Leiter des Afrika-Museums gehört zu einer Familie, die sich seit dem Jahr 1886 dem schwarzen Kontinent verschrieben hat. Im Rahmen unterschiedlicher Missionarstätigkeiten verbrachten die Vogts viel Zeit in Afrika, lernten das Land und die Leute dort kennen, bekamen Einblicke in Traditionen und Riten. Genug Erfahrungen also, um über das Erlebte zu berichten.Doch was wäre ein Vortrag ohne interessante Anschauungsstücke? Innerhalb der letzten 140 Jahre brachte Familie Vogt viel Sehenswertes aus Afrika mit – und stellt es heute im eigenen Museum aus. Alle Exponate gelangten übrigens auf legalem Wege nach Olsberg. Unter ihnen befinden sich Gebrauchsgegenstände des Alltags, Schmuck, kunstvoll gestaltete Arbeiten aus Metall sowie aus Holz, Kulturgüter und Statuen mit religiöser Bedeutung. Sie alle versprühen den Charme des Fremden und Rätselhaften. Einige von ihnen wurden vor mehreren Jahrhunderten geschnitzt und mit Farben versehen, die frisch und bunt wie am ersten Tag wirken.
Die Religion steht im Mittelpunkt
Die Ausstellung widmet sich zum überwiegenden Teil der Frage, wie die Menschen in Afrika ihren Glauben ausleben. Kein ganz einfaches Unterfangen für einen Kontinent, der Heimat für rund 1,5 Milliarden Bürger ist. Und der mit dem Islam und dem Christentum zwar durch zwei großen Weltreligionen geprägt wird – dessen einzelne Städte und Stämme im Verlauf der letzten Jahrtausende aber manch eigene Gottheiten entwickelt haben, die sie heute anbeten – und das über den gesamten Kontinent, der mehr als 3.000 Bevölkerungsgruppen kennt, die wiederum mehr als 2.000 verschiedene Sprachen sprechen.Gerhard Vogt geht es mit seinen Exponaten indes nicht nur darum, die Religion Afrikas zu veranschaulichen. Vielmehr möchte er die Frage beantworten, auf welche Weise sie mit den höheren – und nicht selten in der Natur zu findenden – Wesen in Verbindung treten, an die sie glauben. Denn in Afrika ist die Religion nicht auf den sonntäglichen Besuch der Kirche beschränkt. Viele Menschen hier kommunizieren dagegen regelmäßig mit den Göttern, sie bauen Kontakte zu ihren verstorbenen Vorfahren auf und sie erbitten sich nahezu selbstverständlich Rat und Hilfe für den Alltag. Das Übersinnliche nimmt dabei eine feste Rolle ein, der Aberglaube ist allgegenwärtig.
Das Geheimnisvolle im Fremden finden
Gerade für Kinder und Jugendliche sind die Ausstellungsstücke und die damit verbundenen Erzählungen ebenso spannend wie lehrreich. Denn die Masken und Statuen, die schmuckvollen Ketten und Ringe sowie die Vasen und Schalen berichten von einer Kultur, die sich wesentlich vom deutschen Brauchtum abhebt, die zugleich aber viele faszinierende Denkanstöße bietet. Gerhard Vogt möchte den Besuchern seines Museums somit den fernen Kontinent näherbringen, das Verbindende aufzuzeigen, ebenso aber manches negative Vorurteil abbauen. Vor allem will er aber zum Austausch über Afrika anregen.Nicht zu jedem Exponat werden die Gäste sofort einen Zugang finden oder seine große Bedeutung für die afrikanische Kultur verstehen. Umso sinnvoller ist es, sich beim Rundgang durch das Museum von Gerhard Vogt begleiten zu lassen und von seinem profunden Hintergrundwissen zu profitieren. Immerhin weiß Vogt nach mehr als 300 Reisen auf den afrikanischen Kontinent, wovon er spricht. Und er versorgt mit seinen Ausstellungsstücken regelmäßig die großen Museen der Welt, die ihn um Leihgaben bitten. Gerade junge Besucher treffen hier also auf ein Know-how, das ihnen kaum ein Schulbuch vermitteln kann. Community: 0 Bewertungen
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