Die Elmelunde Kirke bei Stege – weiße Kirche mit farbigen Fresken

Weithin sichtbar erstrahlt die historische Schönheit und zieht Touristen aus aller Welt an. Noch eindrucksvoller als ihre äußere Erscheinung, die vor allem auf dem herrlichen Weiß der Mauern beruht, das sich gegen den Himmel abzeichnet, sind die farbigen Kalkfresken des Elmelunde-Meisters aus dem 15. Jahrhundert. Kinder und Jugendliche entdecken hier weit mehr als die Schöpfungsgeschichte. Sie tauchen mit Spaß tief in die Geschichte ein. Wo sonst gibt es einen Adam, der den Acker mit einem Räderpflug bestellt?

Älteste Stein-Kirche der Insel Møn mit über vierhundert Jahren Baugeschichte

Møn liegt im dänischen Teil der Ostsee nahe den beiden großen Inseln Seeland und Falster. Berühmt ist die Insel für ihre Kreidefelsen. Møns Klint, als höchste Steilküste Dänemarks, ist ein Touristenmagnet. Die ca. 6 Kilometer lange und bis zu 128 Meter hohe Steilwand wird von Treppen durchbrochen, die hinunter zum Strand führen. Besonders beliebt ist die Haupttreppe, die Maglevand-Treppe, mit ihren 497 Stufen.

Etwa 70 Millionen Jahren ist die Kreide alt. Im Vergleich dazu wirkt die Elmelunde Kirke in Stege jung. Sie wurde im Jahr 1085 gebaut. Teile des Kirchenschiffs und des heutigen Chors stammen aus der Zeit. Granit, Kreide, Feuerstein und andere Materialien wurden verarbeitet. Die Mauern waren 6,5 Meter hoch. Kleine und große, hohe Fenster gaben dem Raum Licht. Architekturgeschichtlich zählen die Bauspuren zur Romanik. Es wird angenommen, dass der Vorgänger des Baus eine Holzkirche war. Östlich der Kirche soll sich eine vorchristliche Begräbnisstätte aus der Bronzezeit auf einem flachen Hügel befinden.

Später erfolgten Anbauten. Um 1200 wurde die Kirche Richtung Westen verlängert. Hier kam bereits der „Munkesten“, ein roter Ziegel, zum Einsatz. Ursprünglich gab es im Langhaus eine Holzbalkendecke. Diese wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts durch ein mächtiges Gewölbe ersetzt. Um 1300 begannen die Arbeiten am Turm. Diese dauerten gut 200 Jahre. Um 1500 wurde er vollendet. Um 1700 kam erst die Sakristei hinzu.

Die weiß getünchte Kirche ist ein echter Eyecatcher. Ihr Anblick in der rauen Natur vor den wechselnden Himmelsfarben fasziniert. Für die Seefahrer vergangener Zeiten war sie mehr als eine Schönheit. Sie galt als Orientierungspunkt.

Mit Einhorn und Flötenspieler

Jahrhundertelang waren sie von Kalkfarbe bedeckt. Erst Ende des 19. Jahrhunderts schimmerten sie wieder durch und man begann mit ihrer Freilegung: Die Fresken der Elmelunde Kirke begannen in alter Pracht zu erstrahlen. Ihre Schwestern wurden in Keldby und Fanefjord entdeckt. Sie alle stammten von einer Hand. Sein Name konnte nicht mehr erschlossen werden. So nannte man ihn den Elmelunde-Meister.

Die Vielfalt ist überwältigend. In einem bäuerlichen, farbigen Stil werden Szenen der Bibel auf ganz eigene Art gestaltet. Neben Geschichten des Alten und Neuen Testaments finden sich magische Wesen wie das Einhorn. Dörfliches Leben hat die Bilder beeinflusst: Ein die Flöte spielender Mönch ist ebenso zu sehen wie Urvater Adam mit einem Räderpflug.

Die einfache Darstellung der Bilderzählung zeigt die Zugewandtheit. Menschen, des Lateinischen und der Schriftsprache nicht mächtig, konnte anhand der Fresken die Bibel „lesen“. Ergänzt wurden die figürlichen Darstellungen durch einen reichen Schmuck an floralen Ornamenten. Die Gewölbe erinnern an die reich illustrierten Bilderbibeln des Mittelalters. Während diese nur wenigen zugänglich waren, konnten die Fresken von allen besichtigt werden.

Im Zuge der Reformation wurden die Kirchen ihres reichen Bilderschmucks beraubt. Jetzt galt es, allein dem Wort zu lauschen und sich „kein Bild zu machen“. Nichts sollte vom gepredigten Wort Gottes ablenken. Kein vermeintlicher Prunk sollte das Gotteshaus zieren.

Heute zählen die Fresken zu den schönsten Sehenswürdigkeiten der Insel Møn. Sie verzaubern junge und ältere Menschen und erschließen sich ganz ohne Worte. Dänisch braucht man nicht zu können, will man den Meister von Elmelunde verstehen. Community: 0 Bewertungen
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