Das Waffenmuseum Suhl – Einblick in 600 Jahre des Waffenbaus
Das Museum im historischen Gebäude
Schon vor dem Betrachten der Waffen gibt es für die Gäste einiges zu bestaunen. Immerhin ist das heutige Museum im Malzhaus der Stadt Suhl untergebracht. Das im Jahre 1668 errichtete Gebäude mit seinem Fachwerk kann als architektonisches Beispiel für die thüringische Baukunst im ausgehenden 17. Jahrhundert angesehen werden. Der Name des Hauses geht auf seine frühere Funktion zurück: In den hohen Räumlichkeiten wurde Getreide – vornehmlich Gerste – gelagert, um daraus Malz herstellen zu können, das etwa für das Brauen des Bieres nicht ganz unwichtig war.Das Waffenmuseum selbst wurde zwar bereits im Jahre 1908 gegründet, zog aber erst 1968 in das Malzhaus um, das bis dahin vom Krieg stark beschädigt und anschließend saniert wurde. Grundlage der Ausstellung war ursprünglich, dass im Rahmen eines geplanten Heimatmuseums alle Bürger Suhls jene Schusswaffen abgeben sollten, die sie entbehren konnten. Schnell war ersichtlich, dass es sich dabei vielfach um kostbare Einzelanfertigungen handelte, für die eher ein Spezialmuseum konzipiert werden musste. So entstand das Waffenmuseum, das sich mit der rund 600 Jahre umfassenden Tradition des Waffenbaus in Suhl befasst.
Regionale Sammlung mit internationalem Ansehen
Aus den Exponaten, die als Sinnbild der Handwerkskunst der Stadt dienen sollten, hat sich längst eine Ausstellung von Weltrang entwickelt. Denn die Waffen aus Suhl sind rund um den Globus bekannt und werden vom Militär ebenso wie von Jägern und Sportlern geschätzt. Besuchern wird dabei aber zunächst ein Einblick in den Bergbau gewährt – immerhin stellt er mit seiner Erzgewinnung die Basis dar, um den Stahl der Pistolen und Gewehre schmieden zu können. Wie genau das geschieht, wird den Gästen gleichfalls erläutert.Neben diesen Gewerken legt die Ausstellung den Fokus auf die zahlreichen Einzelbetriebe, die sich des Waffenbaus annahmen. Rund 1.500 sollen es über die Jahrhunderte gewesen sein, die in Suhl und der Region das Handwerk mit ihren Errungenschaften prägten. So werden nicht nur Exemplare gezeigt, die es nie über das Versuchsstadium hinaus geschafft haben. Vielmehr können auch Einzelstücke bewundert werden, die für Könige und Kaiser angefertigt wurden – natürlich in mühsamer Detailarbeit, ausgeführt von Meisterhand. Im Mittelpunkt stehen somit nicht unbedingt die Massenproduktionen, wie sie vor und nach der deutsch-deutschen Wende entstanden. Der Blick soll dagegen für das Seltene geschärft werden.
Von Prunk bis Präzision
Denn was eine gute Waffe auszeichnen sollte, liegt stets im Auge des Betrachters. So werden einerseits Exponate mit aufwendig geschnitzten Handgriffen gezeigt, für die kostbarste Rohstoffe zur Verarbeitung kamen. Stücke also, bei denen es bereits zu schade wäre, sie überhaupt in die Hand zu nehmen. Andererseits werden Pistolen ausgestellt, die als Präzisionswerkzeug bezeichnet werden dürfen – und die Sportschützen in aller Welt dabei halfen, Goldene Medaillen bei den Olympischen Spielen zu erringen. Suhls Waffenschmiede schafften somit immer den Spagat zwischen dem Schönen und dem Funktionalen.Darüber hinaus werden die für den Waffenbau benötigten Kunstgewerbe dargestellt. Vor allem der Beruf des Graveurs, der für die feinen Verzierungen auf dem Lauf der Gewehre verantwortlich war, wird ausführlich beleuchtet. Doch das Waffenmuseum möchte nicht alleine seine Exponate zeigen und wichtige Informationen zu ihnen vermitteln. Vielmehr bietet es zudem die Möglichkeit, selbst einmal die eigenen Fähigkeiten auszuloten. Dafür stehen zwar keine kostbaren Einzelanfertigungen zur Verfügung, wie sie vielen europäischen Königen zur Jagd überlassen wurden. Dennoch besitzt das Museum eine Licht-Schießanlage, die alle Besucher zum Mitmachen einlädt.
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