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Die St. Michaeliskirche in Hamburg – zeitlos trotz zahlreicher Zerstörungen

Der „Michel“ – ein Stück Heimat der Seefahrer

Die St. Michaeliskirche in Hamburg, von den Hamburgern liebevoll einfach nur „Michel“ genannt, gilt als Hamburgs Wahrzeichen Nummer eins. Mit einer Kirchturmhöhe von 132,14 Metern diente sie in vergangenen Zeiten den Seefahren nicht nur als Orientierungs-, sondern auch als Abschieds- und Willkommenspunkt. Der Kirchturm vom „Michel“ war stets das Letzte, das die Seeleute sahen, wenn sie abfuhren, aber auch das Erste, das sie sahen, wenn sie wiederkamen. Vermutlich kommt daher die liebevolle Verbindung, die die Hamburger zum „Michel“ haben. Für die Seefahrer jedenfalls bedeutete der „Michel“ Heimat und das trifft auch auf viele heutige Hamburger zu.

Der „Michel“ besitzt viele verschiedene Glocken. Die Jahrtausendglocke, die Bürgerglocke, die Schifffahrtsglocke, die Gemeindeältestenglocke, die Pastorenglocke und die Kirchenvorsteherglocke.

Es ist seit 300 Jahren Tradition, dass der sogenannte Türmer werktags morgens um zehn und abends um neun auf seiner Trompete einen Choral spielt. In 106 Metern Höhe trompetet er in alle vier Himmelsrichtungen aus den geöffneten vier Fenstern heraus. Auch an Sonn- und Feiertagen spielt der Türmer, allerdings nur um zwölf Uhr.

An Werktagen um 12 Uhr findet eine mittägliche kurze Andacht für Besucher statt, bei der auch die Orgel gespielt wird (der Michel besitzt fünf Orgeln).

Häufig kann man abends auf den Turm des Michels. Unter dem Motto „Nachtmichel“ kann man von imposanten 106 Metern Höhe aus das beleuchtete Hamburg und den Hafen bestaunen.

Historisches über die St. Michaeliskirche in Hamburg

Die St. Michaeliskirche ist eine Hauptkirche seit 1685 und machte die Neustadt zum eigenständigen Hamburger Kirchengemeinde-Bezirk. Der Begriff Hauptkirche entstand durch die Gebrüder Grimm. In ihrem Wörterbuch deutschten sie den kirchenrechtlichen Begriff „mater ecclesia“ ein. Der Begriff Hauptkirche existiert heute noch als Lexikon-Begriff oder als traditioneller Namensbestandteil besonderer Kirchen wie dem „Michel“. In Hamburg gibt es fünf Hauptkirchen und zwar sind das alle fünf lutherisch-evangelischen Kirchen, die innerhalb der historischen Stadtbefestigung liegen.

Die anderen vier Hauptkirchen Hamburgs sind die St. Jacobi, die St. Katharinen, die St. Petri und die St. Nikolai. (Die Ersatzkirche der Nikolai-Kirche wurde in Harvestehude neu aufgebaut, die Ruine der Ursprungskirche steht immer noch in der Altstadt und dient als Mahnmal.)

Zerstörungen und Wiederaufbau

Im Gegenzug dazu wurde die St. Michaeliskirche gleich dreimal wieder aufgebaut. Der Ursprungsbau stand von 1647 (Fertigstellung 1669) bis 1750. Einer der Erbauer starb während dem Bau.

Erste Zerstörung: Im Jahr 1750 am Vormittag schlug in Begleitung des lauten Getöses eines Donners der Blitz in den Turm der St. Michaeliskirche ein. Der Kirchturm stürzte laut Augenzeugenberichten im Zickzack ein und zerstörte auch den Rest der Kirche, als er auf das Gotteshaus stürzte, das Dach zerstörte und die Kirche in Brand sezte, der nicht gelöscht werden konnte.

Wiederaufbau und zweite Zerstörung (1751-1906): Bereits im Jahr 1751 wurde sich an den Wiederaufbau der St. Michaeliskirche gemacht und der Grundstein gelegt. Die Einweihung fand bereits im Jahr 1762 statt, der beliebte Kirchturm aus Holz und mit Kupfer verkleidet stand jedoch erst im Jahr 1786, also 24 Jahre nach der pompösen Einweihungsfeier. Bereits im Jahr 1802 wurde der Turm des „Michels“ erfolgreich für Fallexperimente bezüglich des Nachweises der Erdrotation genutzt. Johann Friedrich Benzenberg kam damit Léon Foucault mit seinem bekannten Pendelversuch um nahezu 50 Jahre zuvor. Im Jahr 1906 fing der Turm des „Michels“ abermals Feuer. Bei Lötarbeiten an beschädigten Kupferplatten der Turmverschalung fing der Holzturm Feuer. Wieder stürzte der Turm auf das Kirchenschiff und zerstörte auch dieses vollständig. Der Turmwächter Carl Beurle konnte mit Morsezeichen noch die Feuerwehr am Schweinemarkt alarmieren, für ihn selbst kam aber jede Hilfe zu spät. Gerettet werden konnten der Gotteskasten, Abendmahl- und Taufgerät, die heute noch den „Michel“ zieren, und alte Handschriften.

Dritte Zerstörung und Wiederaufbau: Obwohl es heftige Diskussionen um einen Wiederaufbau gab und viele dagegen waren, siegte schlussendlich doch die Liebe der Hamburger zum „Michel“ und er wurde in seiner alten Form wieder aufgebaut, diesmal allerdings aus einer brandsicheren Stahl- und Betonkonstruktion. 1912 war die Kirche fertig gestellt. Nachdem der Turm des „Michels“ so heftige Zeiten durchlebt hatte, überlebte er tatsächlich beide Weltkriege. Lediglich das Kirchenschiff wurde am Ende des zweiten Weltkriegs getroffen und musste einige Jahre lang erneuert werden, sodass die Kirche erst 1952 wieder eingeweiht wurde.
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