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Friedhof der Heimatlosen – ein geschichtsträchtiger Ort

Im malerischen Westerland auf Sylt befindet sich der Friedhof der Heimatlosen, auch als „Heimatstätte für Heimatlose“ bekannt. Dieser Friedhof wurde im Jahr 1854 vom Strandvogt Wulf Hansen Decker errichtet. Vor dieser Zeit wurden angespülte, unbekannte Leichen sich selbst überlassen, meist waren dies Seeleute, die über Bord gegangen und ertrunken waren. Ein Chronist zählte von in den Jahren von 1600 bis 1870 insgesamt 418 Tote an den Stränden Sylts.

Die Geschichte des Friedhofs

Die erste Beisetzung auf dem neu angelegten Friedhof fand im Oktober 1855 statt. Es handelte sich um einen Seemann, der am Vortag am Westerländer Strand angespült worden war. Im November 1905 fand die letzte Beerdigung statt. Während des Bestehens des Friedhofs wurden insgesamt 23 unbekannte Tote vom Strand Westerlands sowie je 15 unbekannte Leichen vom Hörnumer und Rantumer Strand hier zur letzten Ruhe gebettet. Für jeden der insgesamt 53 Verstorbenen wurde ein schlichtes Holzkreuz mit Angaben zum Fundort und zur Bestattung errichtet. Es war nur ein einziges Mal möglich, einen Leichnam nachträglich zu identifizieren, der 1890 nier bestattet wurde. Es war ein 18-jähriger Matrose namens Harm Müsker aus Holterfehn, der im Oktober 1890 bei der Strandung der „Gerhardine“ ertrank. Noch heute erinnert eine Gedenktafel daran.

Schließung des Friedhofs und Umgestaltung zur Gedenkstätte

Im Jahr 1907 wurde der Friedhof geschlossen. Anschließend wurden unbekannte, tot aufgefundene Seeleute auf dem Neuen Friedhof in Westerland bestattet. Auf den Friedhöfen von List und Keitum werden unbekannte Leichenfunde des Nordstrandes beigesetzt. Die Heimatstätte für Heimatlose wurde jedoch als Gedenkstätte weitergeführt. Die ursprüngliche Lage in der Heidelandschaft südlich von Westerland konnte aufgrund der städtischen Ausdehnung nicht beibehalten werden. Heute befindet sich der Friedhof an der Ecke Käpt'n-Christiansen-Straße und Elisabethstraße im Stadtgebiet.

Gedenkstein für die rumänische Königin

Elisabeth zu Wied, Königin von Rumänien, verbrachte ihren Urlaub im Sommer 1888 in Westerland. Der Weg von ihrer Unterkunft, das Gartenhaus der Villa Roth, zum Strand, der damals als „Damenbad“ bekannt war, führte sie am Friedhof der Heimatlosen vorbei. Zu ihren Ehren wurde dieser Weg noch im selben Jahr nach ihr benannt und trägt heute den Namen Elisabethstraße. Vor ihrer Heimreise spendete sie für einen Gedenkstein auf dem Friedhof noch einen gewissen Geldbetrag. Auf dem Gedenkstein die letzte Strophe des Gedichts „Heimat für Heimatlose“ des evangelischen Theologen Rudolf Kögel aus Berlin verewigt.

Besucher und ihre Eindrücke

Mit der Zeit wurden die Bestattungen auf dem Friedhof zu einem Erlebnis sowohl für die Einheimischen als auch für Touristen. Ein Gast schrieb in sein Tagebuch im Jahr 1900: „Heute Nachmittag wurde eine Leiche auf einem rasselnden Bauernwagen an den Friedhof geschafft, wo sich ein paar Hundert neugierige Menschen versammelt hatten. Herren in Strandschuhen, weißen Anzügen und bunten Mützen. Damen in Tenniskostümen, hellen Hüten und roten Sonnenschirmen. Darüber ein jubelnder Sommertag mit strahlendem Himmel. Wer es aus der Ferne sah, hätte meinen können, dass es sich um irgendein Fest im Freien handle.“

Der Friedhof der Heimatlosen bleibt somit nicht nur ein Ort mit einer bewegten Geschichte, sondern auch ein Ort, der die Aufmerksamkeit und Neugier der Besucher auf sich zieht. Community: 0 Bewertungen
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