Burg Bentheim im Münsterland

Wenn es um die berühmtesten Burgbauten des nordrhein-westfälischen Münsterlands geht, ist die Burg Bentheim zu nennen. Das Bauwerk, das im 11. Jahrhundert entstand, thront mit seinen Zinnen und Türmen bereits von Weitem sichtbar über der gleichnamigen Stadt. Der weitläufige Burgbau ist eng mit der Geschichte der Grafen von Bentheim verwoben. Heute setzt sich die Burg aus einer Gruppe geschichtlich bedeutender Gebäude zusammen: Innerhalb des hochmittelalterlichen Mauerwerks befinden sich die historische Katharinenkirche, Turmbauten wie der Pulverturm und der Batterieturm sowie der neugotische Saalbau Kronenburg. Teile der fürstlichen Sammlung lassen sich innerhalb des Museums im Marstall entdecken – darunter historische Münzen, alte Schriften und mittelalterliche Artefakte. Auf diese Weise wird innerhalb der Burg Bentheim die Geschichte des münsterländischen Mittelalters eindrücklich nähergebracht.

Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte

Schon vor dem heute sichtbaren Burgbau existierte in vormittelalterlicher Zeit an gleicher Stelle eine alte germanische Fliehburg. Entstanden ist die Burg Bentheim um das Jahr 1050. Diese Information stammt aus dem historischen Heberegister des Klosters Werden, das im heutigen Essen-Werden errichtet wurde. Der Burgbau wurde damals unter dem Namen „Binithem“ erwähnt – und entstand dank der Grafen von Bentheim.

Bereits Anfang des 12. Jahrhunderts fiel das Bauwerk an den späteren römisch-deutschen Kaiser Lothar III., um dann Mitte des gleichen Jahrhunderts in den Einflussbereich des Hauses Hollands überzugehen. In jener Zeit entstanden die heutigen Burgmauern, die Katharinenkirche sowie der noch immer vorhandene Pulverturm. Fortan hatte das Haus Bentheim-Holland Kontrolle über die Grafschaft, die unter jener Herrschaft weiter expandierte.

Seine größte territoriale Ausdehnung erreichte die Grafschaft um das Jahr 1600. Während viele historische Burgen und Schlösser im 17. und 18. Jahrhundert in opulente Barockbauten ummodelliert wurden, ist es der damaligen Finanznot der Grafschaft zu verdanken, dass die Burgfassaden aus dem Hoch- und Spätmittelalter bis heute so gut erhalten sind. So gehört die Burg Bentheim gegenwärtig zu den eindrucksvollsten Beispielen mittelalterlicher Architektur im Münsterland.

Bauwerke – Katharinenkirche, Kronenburg und Museum

Die große Höhenburg, die auf einer örtlichen Felserhöhung aus Bentheimer Sandstein errichtet wurde, eignet sich durch ihre facettenreich erhaltenen Gebäude für einen geschichtlich inspirierten Rundgang. Eingerahmt von der historischen Wehranlage mit ihren mittelalterlichen Zinnen, fallen vor allem die alten Turmbauten auf.

Zu den imposantesten zählt der Pulverturm: Ein etwa 30 Meter hoher Bergfried, der mit seinem heutigen Antlitz im 16. Jahrhundert entstand. So sind an der Fassade noch immer die Wappen des damaligen Grafen Everwyn und seiner Frau Herzogin Ingeborg von Mecklenburg zu sehen.

Der alte Batterieturm aus dem 15. Jahrhundert lagerte einst die Geschütze und das nötige Schieß- und Schwarzpulver zur Verteidigung der Anlage.

Mit der Katharinenkirche befindet sich innerhalb der Mauern zudem ein bedeutendes sakrales Bauwerk. Die kleine gotische Kirche ist den Grafen von Bentheim und ihrer religiösen Prägung gewidmet. Innerhalb befinden sich historische Bildhauereien aus dem 15. Jahrhundert.

Zu den neueren Gebäuden der Burg Bentheim zählt die sogenannte Kronenburg, ein Palas, das trotz seiner mittelalterlich wirkenden Fassade erst zwischen 1883 und 1914 entstand. Demnach ist die Architektur dem Historismus, genauer der Neugotik, zuzuschreiben.

Bei Klassenbesuchen empfiehlt sich so ein ausgiebiger Rundgang. Öffentliche Burgführungen werden von Frühling bis zum Herbst regelmäßig angeboten. Ein besonderer Blick lohnt dabei in das Museum im Marstall: Hier sind bedeutende historische Sammlungen der Grafschaft ausgestellt. Von Münzen aus der fürstlichen Sammlung, vor allem aus dem 17. Jahrhundert, bis zum Goldenen Becher von Gölenkamp. Zu sehen sind auch historische Schriftstücke – darunter eine Bibel aus dem Jahr 1485. Die Burg Bentheim liefert so einen außergewöhnlichen Einblick in das Leben, die Architektur und die Kunst- und Kulturschöpfungen des münsterländischen Mittelalters.

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