Die Stadtkirche St. Wenzel gilt als das Wahrzeichen von Naumburg

Die evangelisch-lutherische Stadtkirche St. Wenzel prägt die mittelalterliche Altstadt von Naumburg an der Saale im Süden Sachsen-Anhalts. Im Jahr 1426 wurde die eindrucksvolle spätgotische Kirche auf dem Marktplatz errichtet. Ihr Namensgeber ist Wenzel von Böhmen, der Schutzpatron der Stadt. Zahlreiche Legenden preisen den um 908 geborenen böhmischen Fürsten als einen weisen, tapferen und zugleich gläubigen Herrscher, der viel zur Christianisierung seines Volkes beitrug. Welche Bedeutung der Heilige für Naumburg hatte und warum Kirche und Turm seinen Namen tragen, geriet über die Jahrhunderte wohl in Vergessenheit.

Das Innere der dreischiffigen Hallenkirche ist von Stilelementen des Barocks geprägt. Bemerkenswert ist nicht nur der prunkvolle Hochaltar aus dem Jahr 1680, sondern auch die reich verzierte Kanzel. Weitaus bekannter ist die Kirche allerdings wegen ihrer wohltönenden und prächtigen Orgel, die bereits im Rahmen zahlreicher Konzerte erklang. Das einmalige Musikinstrument wurde im Jahr 1746 von Zacharias Hildebrandt, einem der bedeutendsten Orgelbauer des Barocks, angefertigt und von Gottfried Silbermann und Johann Sebastian Bach abgenommen.

Stolz und mächtig wacht der Wenzelsturm über die Stadt

Der 72 Meter hohe Kirchturm, der die Altstadt von Naumburg dominiert, diente nicht nur als Glockenturm, sondern war zugleich der wichtigste Wachturm der Stadt. Aus diesem Grund gehört er der Stadt Naumburg und nicht der Kirche.

Bereits von außen weckt der imposante Turm im Betrachter den Wunsch, ihm seine Geheimnisse zu entlocken. Die insgesamt 202 Stufen einer Wendeltreppe winden sich durch das Innere des Turmes bis hinauf zur Laterne und einer Aussichtsplattform in luftiger Höhe.

Auf halbem Weg liegt das Werk der Turmuhr, das die Zeiger der vier Zifferblätter, die Monduhr und die beiden Schlagglocken in der Turmhaube antreibt.

In der Glockenstube befindet sich das klangvolle Dreiergeläut wurde im Jahr 1518 von Martin Hilliger in Freiberg gegossen.

Von der Glockenstube führen knapp 60 Stufen hinauf zu der einstigen Wohn- und Wirkstätte des Türmers, auch Hausmann genannt. Er stand im Dienst der Stadt und seine Aufgabe war es, die Glocken zu läuten und am Tag und in der Nacht Ausschau zu halten. Näherten sich Angreifer, brach ein Feuer aus oder zog ein schweres Unwetter auf, warnte der Hüter der Stadt die Bewohner vor drohender Gefahr durch das Läuten der Glocken oder das Blasen eines Wächterhorns. Ungeachtet der Bedeutung des Türmers für die Sicherheit der Stadt genoss dieser kein hohes Ansehen. Wie die des Totengräbers oder des Abdeckers gehörte seine Tätigkeit im Mittelalter zu den sogenannten unehrlichen Berufen. Über die Gründe kann man lediglich spekulieren. Sein isoliertes Leben auf dem Turm schloss ihn jedenfalls aus der Gemeinschaft aus. Außerdem verkündete er den Menschen verheerendes Unheil.

Wer schließlich die 202 Stufen bis zur Turmlaterne erklommen hat, wird mit einer faszinierenden Aussicht auf die Stadt, die Saaleauen und die Weinberge belohnt.

Die Stadtkirche am Marktplatz zählt zu den bedeutendsten Stätten der Reformation

Die Geschichte von St. Wenzel ist eng mit Martin Luther und der Reformation verbunden. Bereits 1521 predigte Luther auf dem Weg zum Reichstag zu Worms in Naumburg an der Saale. An seinen ersten Aufenthalt in der Stadt erinnert noch heute eine Gedenktafel. 1526 wurden in der Kirche St. Wenzel erstmalig protestantische Predigten gehalten. Die prägendste reformatorische Persönlichkeit Naumburgs war der von Dr. Martin Luther entsandte Prediger Nikolaus Medler. Er trat 1536 das Amt des Superintendenten in St. Wenzel an und verankerte die Ideen der Reformation. Bei seinem zweiten Besuch am 20. Januar 1542 weihte Luther den Theologen und Reformator Nikolaus von Amsdorf im Naumburger Dom zum ersten evangelischen Bischof im deutschsprachigen Raum. Im Jahr 1568 setzte sich die Reformation in Naumburg endgültig durch. Community: 0 Bewertungen
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