Das Kasteel van Loppem in Zedelgem – mehr über das Leben im Schloss erfahren

Schlösser und Burgen sind für Kinder und Jugendliche meist ein reizvolles Ziel für Ausflüge. Doch leider lässt sich dabei kaum einmal nachempfinden, wie sich das Leben in den prunkvoll eingerichteten Hallen wirklich angefühlt hat: Absperrungen und Glasvitrinen mögen notwendig sein, bilden aber eine natürliche Distanz zwischen den Besuchern und den Ausstellungsstücken. Anders sieht es dagegen im Kasteel van Loppem in der belgischen Gemeinde Zedelgem aus.

Ein einzigartiges Bauwerk

Das Schloss wurde ab dem Jahr 1856 auf Wunsch von Charles van Caloen erbaut. Der Politiker wirkte zeitweise als Bürgermeister des Ortsteils Loppem. Van Caloen wusste ab Mitte der 1850er Jahre, dass er alsbald den Titel eines Barons erhalten und damit in den Adelsstand erhoben werden würde. Entsprechend benötigte er ein repräsentatives Anwesen. Beim Kasteel van Loppem sollte es aber nicht bleiben: Bis zu seinem Tode erbte van Caloen mehrere Immobilien. Letztlich gehörten ihm rund 2.000 Hektar an Grundfläche und 130 Gebäude – etwa die Hälfte davon in Zedelgem.

Das Kasteel van Loppem kann als Unikat angesehen werden. Einerseits, weil es in Belgien das einzige noch erhaltene Schloss der Neugotik ist, das seit seiner Errichtung nicht grundlegend umgebaut wurde oder eine modernere Einrichtung erhielt. Der bei der Fertigstellung im Jahre 1862 erzielte Zustand kann also auch heute noch bewundert werden. Andererseits, weil sich beim Kasteel eine Vermischung aus englischer und flämischer Architektur finden lässt, die es in dieser Ausprägung kein weiteres Mal gibt. Vor allem die spitz zulaufenden Dächer und der hohe Anteil an Glasflächen deuten auf belgische Einflüsse.

Der faszinierende Park

Im Gegensatz zum Schloss selbst unterlag das dazugehörige Anwesen im Verlauf der letzten anderthalb Jahrhunderte dem Wandel. Die einst im Stil des englischen Naturparks angelegten Flächen erhielten bald kleine Teehäuser, die chinesischen Vorbildern nachempfunden wurden. Ein Wald wurde künstlich aufgeforstet. Im Laufe der Jahre kamen auch durch Menschenhand angelegte Teiche hinzu. Beete mit ganzjährig blühenden Blumen sollten die Besucher beeindrucken. Van Caloen und seine Nachfahren engagierten mehrmals europaweit anerkannte Landschaftsgestalter, die den Park nach den Wünschen der Barone veränderten.

Heute wirkt das Gelände rund um das Kasteel van Loppem in Zedelgem ein wenig mystisch und verspielt. Das mag daran liegen, dass sich hier verschiedene Höhlen finden lassen. Wann genau und zu welchem Zweck diese angelegt wurden, lässt sich leider nicht mehr nachvollziehen. Ein weiteres Highlight ist das Labyrinth mit einer Gesamtgröße von 2.000 Quadratmetern. Das mag nicht allzu umfangreich klingen. Wer sich aber erst einmal in die engen Gassen des Irrgartens gewagt hat, kann vor lauter grünen Hecken um sich herum schnell die Orientierung verlieren. Das Gute daran: Herausgefunden hat letztlich noch jeder Besucher.

Die Kunstsammlung im Kasteel

Der Park und das Schloss sind heute ganzjährig für Gäste geöffnet. Führungen werden in unterschiedlichen Sprachen angeboten. Dabei lässt sich mehr zu der im Gebäude ausgestellten Kunst erfahren. Sie stammt aus den letzten acht Jahrhunderten – besonders eindrucksvoll ist ein handbemaltes Glasfenster, das etwa um 1460 herum für die einstige Kirche von Zedelgem entstanden ist. Daneben lassen sich wertvolle Skulpturen, Mosaike und Gemälde bewundern, die van Caloen von seinen Reisen rund um die Welt mitgebracht hat – es befinden sich viele darunter, die ihm von Königs- und Herrscherhäusern als Geschenk überreicht wurden.

Das Interieur des Kasteels van Loppem präsentiert sich farbenfroh und ein wenig verspielt. Unterschiedliche Stilrichtungen treffen aufeinander, verbinden sich aber dennoch zu einem großen Gesamtkunstwerk. Auch Freunde antiker Waffen und Rüstungen sind hier genau richtig. Vorteilhaft gestaltet sich bei alledem, dass das Schloss so wirkt, als wäre es noch immer bewohnt. Im Gegensatz zu ähnlichen Einrichtungen und Museen wurde weitgehend auf die Verwendung von Absperrungen und Glasvitrinen verzichtet. Auf diese Weise lässt sich das Leben im Kasteel noch einmal direkter und ursprünglicher erfahren.

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