In den Gärten des Laurenzibergs im Zentrum Prags, richtet das Štefánik Observatorium seine Fernrohre in den Sternenhimmel. Vom Westufer der Moldau aus kann das Spektakel per Seilbahn erreicht werden. Das Observatorium sieht seine Hauptaufgabe die Einführung eines breiten Publikums in die Geheimnisse des Weltalls. Die Sternwarte wurde nach dem slowakischen Astronomen Milan Rastislav Štefánik benannt, der später Politiker und einer der Staatsgründer der Tschechoslowakischen Republik wurde. Einige Hundert Meter entfernt auf dem Petrin liegt das verschwisterte Planetarium.
Die Sternwarte
Das Haus kann als bestens ausgerüstet gelten. In der Hauptkuppel des Gebäudes, die für die Beobachtung des Sternenhimmels geöffnet werden kann, steht das Hauptfernrohr des Hauses. Es handelt sich um ein von der Firma Zeiss hergestelltes Doppelrefraktor-Instrument. Eine weiteres Instrument, nämlich ein Maksutov-Cassegrain-Teleskop mit einer speziellen Optik, steht seit 1976 in der Westkuppel der Sternwarte. In der dritten, östlichen Kuppel gibt es seit 1999 ein 40-cm-Spiegelteleskop. Auf der Homepage der Sternwarte können die aktuellen Vorführungen und Vorträge und ihre jeweilige Eignung für Jahrgangsstufen erfragt werden. Die Veranstaltungen können für Gruppen in englischer Sprache bestellt werden.
Das Programm der Himmelsbeobachtung
Der Unterschied zwischen einer Sternwarte und einem Planetarium ist, dass Erstere den wirklichen Sternhimmel und Letzteres einen durch Projektionen künstlich hergestellten Sternenhimmel zeigt. Shows im Planetarium können wunderbare Erlebnisse sein und eindringlich neues Wissen vermitteln. In der Sternwarte kommt die Authentizität der beobachteten Natur hinzu.
In öffentlichen Vorführungen richtet die Himmelsbeobachtungsstation ihre Teleskope in das All und zeigt faszinierende Aufnahmen aus der Zeit. Je weiter das optische Wunderinstrument blickt, desto länger liegt das aufgenommene Ereignisse aufgrund der vielen Lichtjahre Entfernung zurück. Die Fernrohre werden für Beobachtungen der Sonnenflecken und der Eruptionen auf unserem Stern auf die Sonne gerichtet. Es erfolgt bei den Programmen stets auch eine Erläuterung der technischen Funktionsweise der Instrumente. Mondbeobachtungen zeigen die furchige Landschaft des Erdtrabanten. In anderen Programmen werden Kometen und Meteoritenschauer beobachtet oder Planetenbewegungen nachvollzogen. Je nach Jahreszeit zeigt die Sternwarte am Winter- oder Sommerhimmel typische Phänomene wie die Doppelsterne, Sternhaufen und Sternnebel. Märchenhafte Bilder aus unserer Natur erreichen so den Beobachter, der vergleichbares noch kaum erlebt haben dürfte. Einfachere Programme zeigen die Rolle der Erde als Planet, die von Isaac Newton entdeckte Schwerkraft und den Unterschied zwischen Planeten und Sternen in unserer Galaxie auf. Die Vorführung zu Mond- und Sonnenfinsternissen erläutert das Phänomen und weist auf kommende Ereignisse hin. Eines der anspruchsvollsten, aber spannendsten Programme ist der Vortrag über die dunkle Materie, deren unsichtbare Existenz längst nachgewiesen ist. Zwar kann dieser geheimnisvolle Stoff nicht selbst gesehen werden, aber in Galaxien und Sternclustern können Abdrücke ihrer Realität indirekt bewiesen werden. Die Fachleute des Observatoriums demonstrieren die Beweise in den Planetenbewegungen am Himmel. Sie berichten über die Erforschung dieses geheimnisvollen Baustoffes unseres Universums beim CERN in Genf und auf der Weltraumstation ISS. Im Programm zur Natur des Lichts wird dem Publikum die Sonne als Lichtquelle und das Prinzip der Teleskopbedienung erläutert. Die Show zur Einstein 'schen Relativitätstheorie erklärt das Relativitätsprinzip und zeigt die Lichtgeschwindigkeitsmessung.
Die Erfahrungen beim Blick ins All
Die Programme sind stets mit einer Herausforderung an das Lernen verbunden, denn sie erläutern nicht nur theoretisch, sondern an konkreten sichtbaren Beispielen die Wunder des Alls. Viele Besucher werden dabei von einem magischen Zauber gepackt, der sie mit den Unendlichkeiten des Alls und ihrer eigenen Erfahrung der Natur konfrontiert. Lernen und Begeisterung gehen im Observatorium Hand in Hand.