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Der Fürstenhof Wismar

fuerstenhof altes haus ┬® Hansestadt Wismar, H.Volster
fuerstenhof altes haus ┬® Hansestadt Wismar, H.Volster

Ein Geschenk zu zwei Hochzeiten

Die Architektur der mecklenburgischen Landesfürsten hielt ihren Einzug in die Geschichte baulicher Gestaltungskunst. Der Fürstenhof in Wismar zählt zu den hervorragenden Beispielen dieser Bauten, die in den meisten Fällen aus zwei nahezu rechtwinklig zueinanderstehenden Flügeln bestehen. Der legendäre Herzog Heinrich V. ersann im Jahr 1512 zu seiner Hochzeit ein außergewöhnliches Brautgeschenk. Er fügte der St. Georgen Kirche in Wismar den Fürstenhof hinzu. Wer heute im Rahmen einer Studienreise oder Klassenfahrt in der schönen Hansestadt an der Ostsee weilt, der wird den ursprünglichen Stil der Spätgotik allerdings vergeblich suchen. Denn im Laufe der Jahrhunderte veränderte sich das Gesicht des Fürstenhofs von Wismar und die jetzige Anlage entspricht eher der italienischen Renaissance.

Ein Palast aus Anlass der Hochzeit eines Herzogs

Dies war über einen langen Zeitraum der Geschichte das Zentrum der Macht der mecklenburgischen Herzöge. Bereits um 1329 herum waren dort die Landesfürsten zu Hause, ehe der eigentliche "Hochzeitspalast" anlässlich der Vermählung des Herzogs Heinrich V. mit Helena von der Pfalz entstand. Auch Heinrichs Neffe und Nachfolger Johann Albrecht I. fand Gefallen an der Vorstellung, das sogenannte "Alte Haus" zu ergänzen. Kurzerhand ließ er vor seiner Hochzeit mit Anna Sophie von Preußen einen gotischen Festsaal abreißen und dort den "Neuen Hof" errichten. Dies alles passierte zwischen 1553 und 1555. Der Bauherr hatte sich für eine italienische Note seines Hauses entschieden und sich den Palazzo Roverella in Ferrara als Vorbild genommen.


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Die Sommerresidenz der Herrscher von Mecklenburg

Noch immer bewundern die Besucher bei einer Schulfahrt oder Studienreise in Wismar den reichen Terrakottaschmuck und die plastischen Kalksandsteine der drei Geschosse des Fürstenhofs. Dieser wurde zu einer beliebten Sommerresidenz der mecklenburgischen Herzöge. Das änderte sich allerdings schlagartig, als nach dem Dreißigjährigen Krieg die Stadt Wismar an die Schweden abgetreten wurde. Die Herzöge verloren ihre Residenz und die Skandinavier etablierten hier die obersten Gerichte für ihre Besitztümer im Norden Deutschlands. Außerdem schlossen sie die bis dahin freie Fläche zwischen dem Alten und dem Neuen Haus mit einem Neubau im Stile des Barock.

Aus dem Fürstenhof wurde ein schwedisches Gericht

Als sich die "schwedische Ära" in Norddeutschland ihrem Ende zuneigte, behielt der historische Fürstenhof in Wismar seine Bedeutung als Justizpalast. Dort wurde - auch noch zu Zeiten der DDR - das Amtsgericht untergebracht. Die Restaurierungen bescherten der Anlage eine starke bauliche Veränderung, die dem bekannten Architekten Carl Luckow später zwar eine Verdienstmedaille in Gold, aber auch viel Kritik einbrachte. Insbesondere mit den Fensterfronten zur Straße konnten sich die Einwohner von Wismar nicht anfreunden. Doch Carl Luckow standen für diese Bauarbeiten nur begrenzte Mittel zur Verfügung, sodass er sich mit Veränderungen begnügen musste, die jedoch dem ursprünglichen Baustil nicht entsprachen. In den frühen Fünfzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts wurde der Gebäudekomplex - und insbesondere der Neue Hof - noch einmal saniert.

Viele Besucher kommen zum alljährlichen Schwedenfest

Mitglieder einer Klassenfahrt oder einer Schulfahrt sollten zunächst einen Blick auf das prächtige Hauptportal werfen. Der Durchgang zum Hof ist reich verziert und entsprach offenbar dem Geist der Gründungszeit. Die Masken über dem Portal sind verwoben mit dem Wappen der mecklenburgischen Herzöge. Das Portal zur Hofseite enthält einige biblische Szenen. Unter anderem jene des David, der zum Schlag gegen den am Boden liegenden Goliath ausholt. Alle Terrakottaflächen sind fein ziseliert und einige von ihnen werden dem Bildhauer Statius von Düren zugeschrieben. Der Fürstenhof ist auch so etwas wie die steinerne Erinnerung an die schwedische Vergangenheit Wismars. Noch immer erinnert die Stadt mit Musik und Tanz an ihre einstige Zugehörigkeit zum Königreich Schweden. Dann feiert Wismar ein Wochenende lang das traditionelle Schwedenfest mit dem Königshof als Mittelpunkt eines bunten Treibens, zu dem stets zahlreiche Gäste aus Skandinavien erwartet werden. Community: 0 Bewertungen
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