Das Museum für falsche Kunst in Vledder – wo sich Kunst und Krimi verbinden
Der erste Eindruck täuscht
Wer durch das Museum läuft, kann seinen Augen kaum trauen: Bilder von Matisse, Picasso und Dalí sind hier ausgestellt. Und das alles nicht in Paris, New York oder Tokio – sondern in einem kleinen Backsteingebäude in der niederländischen Stadt Vledder, das mit seinem charismatischen Dachvorsprung sowie der darin integrierten Uhr schon aus weiter Entfernung erkennbar ist. Und das Beste daran: Woche für Woche kommen Menschen aus ganz Europa, um die bestehende Sammlung mit Spenden und Geschenken zu erweitern.Allerdings gibt es bei alledem eine kleine Einschränkung: Die meisten der hier zur Schau gestellten Werke sind nicht echt. Sie sind – mal mehr, mal weniger gut – kopiert worden. Zunächst ganz zum Leidwesen der Museumsbesitzer Erna und Henk Plenter. Ende der 1990er Jahre wollten sie eigentlich ihr Geld in die Arbeiten weltbekannter Künstler investieren. Doch sie fielen auf raffinierte Fälschungen rein. Aus der Not machten die beiden eine Tugend und stellten aus, was sich ohnehin bereits in ihrem Eigentum befand. Für die Besucher ergibt sich damit die Möglichkeit, durch viele Jahrhunderte der Kunstgeschichte zu wandeln.
Der Fälschung auf der Spur
Doch dabei bleibt es nicht. Denn das Ehepaar Plenter hat in den vergangenen Jahren den Kontakt zu diversen europäischen Kunstfälschern gesucht und diese zum Interview gebeten. Beantwortet wird dabei einerseits die Frage, worin eigentlich der Reiz liegt, populäre Werke zu vervielfältigen. Die Aussagen unterscheiden sich zwar – sind aber darin vereint, dass nur in wenigen Fällen der finanzielle Gewinn als Anreiz der Tätigkeit genannt wird. Die meisten Nachbildungen kommen aus sportlichem Ehrgeiz zustande: Der Fälscher versucht, mit dem eigentlichen Künstler auf Augenhöhe zu agieren.Andererseits rückt neben dem Grund auch die Arbeitsweise in den Fokus. Denn es genügt nicht, gut malen und zeichnen zu können. Eine täuschend echt wirkende Fälschung kann nur gelingen, wenn bestimmte Techniken umgesetzt werden, die längst der Vergangenheit angehören und die sich heute nicht nebenbei in einer Kunstschule erlernen lassen. Eine gute Kopie bedarf zudem der originalen Materialien, die vor vielen Jahrhunderten verwendet wurden. Das Papier, die hölzerne Rahmung, die Farben und die zum Einsatz kommenden Pinsel sind oftmals sehr alt. Die Interviews zeigen auf, dass nur wenige moderne Utensilien genutzt wurden.
Es gibt auch echte Werke
In den letzten Jahren hat das Museum für falsche Kunst in Vledder aber einen kleinen Wandel durchlaufen. Mittlerweile sind es nicht nur die unzähligen Kopien, die den Eheleuten Plenter von Menschen aus vielen Ländern als Geschenk überreicht werden. Denn zunehmend mischen sich immer mehr Originale in die Sammlung. Sie stammen von zeitgenössischen Malern und Bildhauern aus den beiden Provinzen Friesland und Drenthe. Relativ neu ist zudem die Ausstellung der Glaskunst, die von kleinen Tellern über Vasen bis hin zu realistischen Skulpturen reicht.Die Besucher können den Rundgang alleine absolvieren – oder sich von Erna und Henk Plenter begleiten lassen. Im Rahmen einer solchen Führung wird viel Wissenswertes vermittelt, was für Schüler sowohl des Kunst- als auch des Geschichtsunterrichts interessant sein dürfte. Zumal jedes Werk eine eigene Story erzählt. Vor allem die hier an den Wänden hängenden Bilder haben eine bewegte Vergangenheit hinter sich: Nicht selten wurden sie vom Zoll oder der Polizei beschlagnahmt, ehe sie in den internationalen Kunsthandel gelangen konnten. Es lohnt sich, die Hintergründe zu erfahren. Community: 0 Bewertungen
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