Das Gerberviertel La Petite France: Spannende Entdeckungsreise in die Vergangenheit
„La Petit France“ Straßburg © pixabay.com
Ein Rundgang durch die kopfsteingepflasterten Gassen des Stadtviertels gleicht einer Reise in die Vergangenheit, bei der jedes der historischen Bauwerke eine spannende Geschichte erzählt. Wer das geschichtsträchtige Gerberviertel aus einer außergewöhnlichen Perspektive kennenlernen möchte, kann an einer Bootstour durch die romantischen Kanäle teilnehmen.
Das ehemalige Gerberviertel verdankt seinen Namen dem 1503 für die Versorgung französischer Soldaten gegründeten Krankenhaus Hospice des Vérolés, das auch La Petite France genannt wurde. Mit der Zeit übertrug sich der Name auf das gesamte Stadtviertel. Aufgrund der Nähe zum Fluss siedelten sich in dem Gebiet ab dem 16. Jahrhundert neben zahlreichen Mühlen auch viele Gerbereien und Färbereien an.
Noch heute prägen die repräsentativen Gerberhäuser mit ihren stufenförmigen Giebeln und weitläufigen Innenhöfen das Straßenbild. Auf den offenen Galerien und den durch große Dachluken belüfteten Dachböden der Häuser wurden die frisch gegerbten Häute zum Trocknen aufgehängt.
Architektonische Sehenswürdigkeiten und Kunst von Weltrang
Mit seinen altehrwürdigen Gerberhäusern bietet La Petite France eine Vielzahl architektonischer Highlights. Das älteste und prachtvollste unter den Gerberhäusern ist das 1572 erbaute und im Laufe der Jahrhunderte mehrfach erweiterte Maison des Tanneurs mit seiner prächtigen Fachwerkfassade.Direkt beim Maison des Tanneurs befindet sich der Place Benjamin Zix. Hier schlägt das Herz des Gerberviertels. Am Flussufer kann man im Schatten der ausladenden Platanen mit Blick auf die pittoresken Fachwerkbauten eine Pause einlegen und die quirlige Atmosphäre von La Petite France genießen.
Ein Bauwerk, das die bewegte Geschichte Straßburgs eindrucksvoll widerspiegelt, ist das Barrage Vauban, ein aus 13 Bögen bestehendes Stauwehr. Das im Jahr 1690 nach Plänen des Militärbaumeisters Ludwigs XIV., Sébastien Le Prestre de Vauban, errichtete Wehr hatte eine wichtige Funktion bei der Verteidigung der Stadt. Durch das Öffnen der Schleuse konnte die ganze Südstadt Straßburgs geflutet werden, um Angreifer in die Flucht zu schlagen. Auf der Wehranlage befindet sich eine Dachterrasse, von der sich ein traumhafter Rundblick über die Gässchen und Kanäle des Gerberviertels bis zum Straßburger Münster eröffnet.
Nur wenige Schritte vom Barrage Vauban entfernt sind die Ponts Couverts, die „Gedeckten Brücken“. Die drei Brücken aus rotem Vogesensandstein, die sich majestätisch über den Fluss Ill spannen, wurden Ende des 18. Jahrhunderts errichtet. Sie ersetzten die mit einer Holzüberdachung versehenen mittelalterlichen Vorgängerbauten. Flankiert werden die Ponts Couverts von vier mächtigen Wehrtürmen.
Eine weitere architekturhistorisch bedeutende Sehenswürdigkeit ist die Pont du Faisan, eine denkmalgeschützte Drehbrücke aus dem Jahr 1888. Zu beobachten, wie die Fußgängerbrücke zur Seite schwenkt, um eines der durchfahrenden Boote passieren zu lassen, ist eine echte Attraktion.
Am Rande von La Petite France erhebt sich das moderne, 1998 errichtete Gebäude des Musée d'Art Moderne et Contemporain über der Altstadt. Das Dach des vom Pariser Star-Architekten Adrien Fainsilber entworfenen Museums schmückt eine vier Meter hohe bronzene Pferdeskulptur. Die Sammlung umfasst Grafik, Malerei, Plastik und Videokunst von 1870 bis heute und gilt europaweit als eine der wichtigsten Sammlungen moderner und zeitgenössischer Kunst.
Das Gerberviertel La Petite France hat somit weit mehr zu bieten als idyllische Kanäle und schmucke Fachwerkhäuser. Seine Besucher erhalten interessante Einblicke in das Leben und Arbeiten der Menschen vergangener Epochen. Kultur und Geschichte der Region werden so in La Petite France auf eindrucksvolle Weise lebendig. Community: 0 Bewertungen
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