Wissenswertes über die ehemalige jüdische Synagoge in Vöhl

Synagoge ©Walter Schauderna

Geschichte ist meist mit weit zurückliegenden Ereignissen verbunden und stellt sich daher häufig abstrakt und schwer vermittelbar dar. Historische Besucherstätten wirken jenem Umstand entgegen, machen sie doch geschichtliche Aspekte greif- und nahbar. Ihr Besuch hilft dabei, die Vergangenheit in die Gegenwart zu holen. Nebenbei wird Interesse für Abläufe und Motive, Mechanismen und Menschen geweckt. Erfahrbar werden die Zusammenhänge beispielsweise anhand der ehemaligen Synagoge im nordhessischen Vöhl.

Geschichte und Religion verschränken sich

Die Synagoge war Teil der jüdischen Gemeinde Vöhl. Der Ort liegt im hessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg und gehört zum Regierungsbezirk Kassel. Die nächstgelegene Stadt ist Korbach. Die in Vöhl ansässigen Juden zelebrierten ihr Brauchtum zwischen dem 17. und 20. Jahrhundert. Das friedvolle Zusammenleben von Juden und Christen endete mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten, die im jüdischen Glauben und Lebenswandel ein nicht zu tolerierendes Feindbild erkannten. Resultat war die konsequente Verfolgung und Vernichtung jüdischen Lebens. Ein Besuch der Gemeinde Vöhl ruft zwangsläufig die Gräueltaten der Nazis ins Gedächtnis und vermittelt einen Eindruck ehemaliger faschistischer Strukturen. Dem entgegen stehen die gewaltfreien Sitten und Bräuche der jüdischen Lebensgemeinschaft. Aus diesem Grund scheint der Besuch in Nordhessen vor allem für geschichts- und/oder religionsinteressierte Schülerinnen und Schüler empfehlenswert.

Erst Schule, dann Synagoge

Das in der Mittelgasse befindliche Gebäude diente 1827 bis 1881 als Schule. Erst 1829 war sie dann auch Synagoge. Als wesentliche Architekten und Erbauer gelten Heinrich Lai und Hillemann von Kirchlotheim. Die jüdische Gemeinde entschied sich bei ihrem Entwurf für einen Fachwerkbau mit schlichtem Antlitz. Auf die Verwendung der Immobilie lässt konkret ein Davidstern schließen, der in ein Fenster am Giebel des Hauses eingearbeitet ist. Die Synagoge überstand die NS-Zeit nahezu unbeschadet. Zwischen 1938 und 1999 erfuhr die Synagoge eine Fremdnutzung als Wohnhaus, wobei der Sakralraum zwischenzeitlich als Abstellfläche, Baustofflager und Trockenraum für die Wäsche herhalten musste.

Kirchen- und Kulturstätte

Um das Gebäude einer sinnvollen Nutzung zuzuführen, war eine Renovierung unumgänglich. Eingeleitet und durchgeführt wurde selbige ab dem Jahr 2002. Verantwortlich zeichnete der heimische Förderkreis „Synagoge Vöhl“ e. V. Im Zuge der Erneuerung entschied man sich für eine Zeitgemäße Nutzung. Gedenk- Bildungs-, Kunst- und Kulturveranstaltungen haben einen festen Platz auf der Agenda. Darüber hinaus existiert innerhalb der Synagoge ein kleines Museum. Es fokussiert das ehemalige jüdische Leben.

Dorfrundgang als ergänzendes Element

Begleitend zu einer Besichtigung der Synagoge sollte ein (geführter) Dorfrundgang ins Auge gefasst werden. Er unterstützt und rundet den pädagogischen Ansatz. Vor allem, weil in Vöhl bis zum heutigen Tag sichtbare Spuren jüdischen Daseins existieren. So sehen sich die Namen ehemaliger Bewohner in der Tür einer Schmiede graviert. Nicht minder erlebenswert ist der jüdische Friedhof zu Vöhl. Erste Beisetzungen erfolgten im Jahr 1831, die letzten 1940, nachdem der Friedhof zuvor mehrmals geschändet wurde.Heute ist der Friedhof ein Ort des Gedenkens an die ca.160 dort bestatteten Jüdinnen und Juden. Community: 0 Bewertungen
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