Das prachtvolle Wilhelmspalais, das im Auftrag von König Wilhelm I. von Württemberg mitten in Stuttgart von einem italienischen Architekten erbaut wurde, hat aufregende Zeiten hinter sich. Einst Wohnsitz des letzten württembergischen Königs Wilhelm II., dann Sitz des nationalsozialistischen Sicherheitsdienstes Südwest und später als Museum des Volkstums eingerichtet, wurde das Palais durch die Kriegshandlungen im Zweiten Weltkrieg zerstört und musste wieder neu aufgebaut werden. Anschließend wurden die Räumlichkeiten für das Stuttgarter Stadtarchiv genutzt, danach für die Stuttgarter Stadtbibliothek und seit 2018 ist dort das StadtPalais Museum für Stuttgart beheimatet. Die Stadtbibliothek ist mittlerweile in einem neu errichteten Gebäude am Mailänder Platz im sogenannten Europaviertel zu finden. Noch immer wacht die Bronzestatue Wilhelms II. über seine ehemalige Residenz am Charlottenplatz, wo heute abwechslungsreiche Ausstellungen rund um das Thema Stuttgart organisiert werden. Das StadtPalais ist mit der U-Bahn an der Haltestelle Charlottenplatz erreichbar. Das StadtPalais Museum für Stuttgart gehört zu einer Gruppe an Museen und Ausstellungshäusern, die sich als Museumsfamilie Stuttgart bezeichnen und vom Kulturamt der Stadt geleitet werden. Zu dieser Museumsgruppe zählt auch das Geburtshaus des deutschen Philosophen Georg Friedrich Wilhelm Hegel, die Gartenanlage des Stuttgarter Lapidariums, das Museum Bad Cannstatt sowie die Heimatmuseen in Plienigen und Möhringen.
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der baden-württembergischen Hauptstadt
Im StadtPalais Stuttgart werden dem Besucher immer mehrere Ausstellungen gleichzeitig geboten, die sich in verschiedenen Formen mit dem Stadtgeschehen auseinandersetzen. Bereits bei der Eröffnung am 14. April 2018 wurde mit Vertretern der Stadtregierung, Künstlern und dem Publikum über Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges diskutiert. Die Dauerausstellung Stuttgarter Stadtgeschichten präsentiert auf 900 Quadratmetern die Geschichte der Stadt seit dem 18. Jahrhundert als multimediales Erlebnis. Hörspiele von Zeitzeugen, interaktive Stationen, historische Dokumente und typische Besonderheiten der Stadt zwischen Wein und Reben entführen den Besucher in vergangene Zeiten. Das zweite Obergeschoss wird wechselnden Sonderausstellungen sowie den Themenschwerpunkten Architektur und neuerer Stadtgeschichte gewidmet. Diese Sonderausstellungen werden vorwiegend mit originalen Artefakten bestückt, die dem Museum von Privatpersonen, Unternehmen oder anderen Sammlern überlassen werden. Jeder Stuttgarter kann selber Objekte im StadtPalais vorbeibringen, die vielleicht schon lange im Keller schlummern. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Story Jam - Stuttgart neu erzählt kann jeder seine eigenen Fotos, Videos und Texte über die Stadt präsentieren. Auf lediglich 130 Quadratmetern finden die ebenfalls regelmäßig wechselnden Salonausstellungen im Erdgeschoss statt. In Kooperation mit der Internationalen Bauausstellung werden hier unter anderem Fragen zum Thema Stadtentwicklung, Wohnen im digitalen Zeitalter und Nutzung von Gemeinschaftsflächen behandelt.
Nicht nur sehen, sondern handeln
Die Stadtgeschichte Stuttgarts, verschiedene Kulturinitiativen, neuartige Wohnkonzepte, Studien zum Wohnflächenbedarf oder effiziente Energienutzung werden aber nicht nur in Form von Ausstellungen präsentiert, sondern auch in öffentlichen Podiumsdiskussionen erörtert. Es gibt zusätzlich einen Speakers Corner im Museumsgarten des StadtPalais, der es Besuchern ermöglicht, eigene Gedanken und Ideen mitzuteilen. Veranstaltungen zu aktuell wichtigen Themen sei es das Aussterben der Stadtbienen oder die Folgen der Klimaerwärmung im städtischen Bereich, sind ebenso Teil des Veranstaltungsprogramms wie Konzerte mit Stuttgarter Musikern, Auftritte von Performance-Künstlern oder philosophische Diskussionsrunden. Urban-Yoga, sportliches Work-out im Museumsgarten und Musik-Workshops sind monatliche Fixtermine im StadtPalais. Eigens für Kinder und Jugendliche wurde der Bereich Stadtlabor eingerichtet. In Mitmach-Workshops und Planspielen darf sich der Nachwuchs als Architekt und Bauherr selbst mit Mathematik und Geometrie in der Stadt beschäftigen. Bei Führungen für Schulgruppen wird die Präsentation der Geschichte der Stadt auf das jüngere Publikum abgestimmt und mit interaktiven Elementen erweitert. Ein Bestandteil dieses Stadtlabors ist die StadtbauAkademie, die in Kooperation mit der Wüstenrot Stiftung Kinder und Jugendliche spielerisch mit den Themen Stadtgestaltung und moderne Architektur vertraut macht.