Sonnenaufgang auf der Haustür – die Darßer Kapitänshäuser
„Fischland-Darß-Zingst“ heißt die dreieckige Halbinsel zwischen Fehmarn und Rügen, die mit ihrer Spitze und den breiten Schenkeln Richtung Norden in die Ostsee ragt. Die südliche Unterkante, die auf der Landkarte wie zerfleddert aussieht, liegt an den niedrigen Küstengewässern im Inland – den sogenannten Bodden. Für Geologen sind das Lagunen, die das Schmelzwasser der Eiszeit hinterlassen hat und die durch Inseln oder Halbinseln vom Meer abgetrennt sind. Die merkwürdig geformte Halbinsel – inzwischen verkürzt oft nur „Darß“ genannt – war früher die Heimat von Seeleuten und Fischern.
Bunte Türen der Kapitänshäuser sind heute Touristen-Attraktion
Doch die Hoch-Zeit der Seefahrer und Fischer ist längst vorbei. Heute hat sich der Darß zu einer viel besuchten Urlaubsregion entwickelt. Alte Traditionen werden trotzdem gepflegt und leben nun als Touristen-Attraktion wieder auf. Dazu gehören die breiten hölzernen „Zeesboote“ der Fischer mit ihren rotbraunen Segeln. Sie schippern heute Touristen über den Bodden. Touristen-Magnet sind auch die ehemaligen Kapitänshäuser mit ihren bunt bemalten und mit handgeschnitzten Schmuckelementen verzierten Haustüren. Sie sind ein auffälliges Kulturerbe aus dem 19. Jahrhundert. Buchen Sie auf dem Darß einen geführten Spaziergang auf dem „Haustürenpfad“ in Prerow! Besuchen Sie das Darßmuseum in Prerow, in dem alte Haustüren ausgestellt sind. Oder fragen Sie den Chef der Kunsttischlerei Roloff in Prerow, die seit 1832 Haustüren fertigt, ob Sie einen Blick auf das Traditionshandwerk werfen dürfen.Muster und Symbole sollten das Haus vor Feuer, Blitz und Unheil schützen
Die „Darßer Türen“ erinnern an die Blütezeit der Segelschifffahrt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Den Fischern und Seeleuten ging es gut. Die Bewohner der etwas abgelegenen Halbinsel waren zu Wohlstand gekommen, besonders die Kapitäne. Sie bauten sich nun standesbewusst große Steinhäuser. Weiß mussten sie sein, ein festes Dach und knallbunte Türen mit geschnitzten Details sollten sie haben. Weniger Betuchte verwendeten für den Türanstrich häufig übrig gebliebenen Bootslack.Manchmal erzählen die Zeichen auf den Türen vom Beruf des Hausherrn. So sind maritime Motive wie Segelschiff, Fisch und Anker zu erkennen. Auffällig sind aber auch geometrische „Blumenbäume“, aufgehende Sonnen, Sterne und andere Symbole und Muster. Der Türschmuck geht über bloße Verzierung hinaus. Heimatforscher sind der Meinung, dass die aufgehende Sonne nicht nur Leben, Licht und Wärme symbolisiere, sie erinnere auch an die für die Seefahrt nötige Navigation durch die Gestirne und sei Ausdruck eines Wunsches: Die Seeleute und Fischer sollten von ihren oft gefährlichen Fahrten wieder gesund zurück kehren. Auch die Tulpenbäume beschwören das „blühende Leben“. Die exotischen Muster und Schlangenlinien, die oft noch heidnischen Ursprungs sind, sollten das Haus und seine Bewohner vor allem Unheil schützen – vor Blitzschlag, Feuer, Sturm und allen bösen Mächten. Diese Funktion hatten auch die Giebelornamente und die für den Darß charakteristischen „Giebelspitzen“ im First.
Englische Porzellanhunde auf den Fensterbänken der Darßer Kapitäne
Die weißen Kapitänshäuser standen im starken Kontrast zu den blau getünchten Häusern der Steuermänner und zu den rohrgedeckten Lehmhäusern der ärmeren Bevölkerung. Die Kapitäne brachten aus fernen Ländern „Souvenirs“ mit – Lebensmittel für ihre Speisekammern und Porzellan fürs Wohnzimmer. So fanden die langohrigen Porzellanhunde aus Staffordshire ihren Weg von England auf die Fensterbänke der Darßer Kapitäne.Besuchen Sie bei Ihrer Tour durch Darßer Städtchen die Strandstraße in Zingst mit ihren Kapitänshäusern. Sehenswert ist dort das Heimatmuseum „Haus Morgensonne“, Strandstraße 19. Am Bahndamm und in der Friedensstraße stehen weitere Kapitänshäuser. In Ahrenshoop gibt es Skipper-Häuser im Kirchnersgang und im Bernhard-Seitz-Weg. In Wustrow finden Besucher ein Kapitänshaus in der Lindenstraße 11. Ebenfalls sehenswert ist in Wustrow das „Fischlandhaus“ von 1800, Neue Straße 38, das heute Galerie und Bibliothek ist. In Wieck findet man die Kapitänshäuser Brake 3, Hossbrink 8 und an der Prerower Straße. Auch das „Jagdhaus“ gehört dazu. Zahlreiche Kapitänshäuser hat auch Born. Community: 0 Bewertungen
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